Dietmar Bartsch ist fassungslos. Thüringens Linken-Chef Bodo Ramelow will auf ein Amt verzichten, das er nicht hat.
Berlin/Hamburg/Erfurt. Spekulationen, Erklärungen und heftiges Zurückrudern: Was machen die Linken in Thüringen? Die Bundesspitze der Linken hat Thüringens Spitzenkandidaten Bodo Ramelow für seine Bereitschaft kritisiert, auf den Ministerpräsidenten zu verzichten. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch sagte: „Er kann nicht auf ein Amt verzichten, das er gar nicht hat.“ Das Vorschlagsrecht in Koalitionsverhandlungen für eine Landesregierung ohne CDU-Beteiligung liege in Thüringen in jedem Fall bei der Linkspartei. Parteichef Oskar Lafontaine sagte dem Hamburger Abendblatt: „Wer weniger Stimmen hat als andere, kann nicht sagen, er will Regierungschef werden. Da könnte genauso Guido Westerwelle sagen, er möchte Kanzler bei einer schwarz-gelben Mehrheit werden.“
Bartsch sagte, aus seiner Sicht sei es unvorstellbar, dass die Linke den SPD-Spitzenkandidaten Christoph Matschie zum Ministerpräsidenten wählt. Am Ende möglicher Koalitionsverhandlungen werde ein Landesparteitag „souverän“ auch über die Besetzung des Ministerpräsidentenamtes entscheiden, sagte Bartsch. Auch Bundestags- Fraktionschef Gregor Gysi hatte dem Vorschlag Ramelows bereits eine Abfuhr erteilt.
Die SPD sah durch den vermeintlichen Verzicht Ramelows auf das Ministerpräsidentenamt eine „wichtige Hürde“ für eine mögliche rot-rot-grüne Koalition genommen. Damit seien Sondierungsgespräche, in die auch die Grünen einbezogen werden sollen, leichter geworden, sagte SPD-Landesgeschäftsführer Jochen Staschewski. „Wir haben immer gesagt, dass wir keinen Ministerpräsidenten der Linken wählen.“