Die Parteivorsitzende will im Wahlkampf weiter auf sachliche Argumente setzen. Aber es komme auf jede Stimme an.
Berlin. Der Saarländer Peter Müller schien schon wieder obenauf, Sachsens Stanislaw Tillich gab sowieso den souveränen Wahlsieger - nur Thüringens Dieter Althaus war die krachende Niederlage vom Sonntag noch ins Gesicht geschrieben, als die drei gestern gemeinsam mit Angela Merkel im Konrad-Adenauer-Haus vor die Kameras traten.
Die Parteivorsitzende hielt sich mit dem erwartet unerfreulichen Ausgang bei zwei der drei Wahlen nach der Sitzung von CDU-Vorstand und Präsidium ohnehin nicht lange auf. Die Botschaft der Kanzlerin an die Öffentlichkeit und in die eigenen Reihen war klar: Jetzt nicht wackeln, sondern Kurs halten - und bloß keine öffentlichen Debatten um den Wahlkampstil der Partei.
Ihren auch in der Union bisweilen als zu sanft beurteilten Stil werde sie nicht ändern, machte Merkel klar. Scharfe Angriffe auf die SPD oder gar einen Lagerwahlkampf sind von ihr demnach weiter nicht zu erwarten. "Ich werde nicht in Lagern denken, sondern um Menschen werben. Deshalb werde ich auch nicht aggressiver werden, sondern ich werde Argumente vorbringen", sagte sie auf Nachfrage. Dass es eine Neuauflage der "Rote-Socken-Kampagne" geben könne, mit der die CDU in den Neunzigerjahren gegen rot-rote Bündnisse in den neuen Ländern polemisierte, hatte ihr Generalsekretär Ronald Pofalla bereits am Vorabend ausgeschlossen.
Das ist auch gar nicht nötig: Die Rot-Rot-Debatte läuft in Anbetracht der Bündnisoptionen der SPD in Thüringen und im Saarland ohnehin schon - zur Mobilisierung der Unions-Stammwählerschaft kann das nur nützlich sein. Die Kanzlerin will deshalb "sehr intensiv deutlich machen, dass es auf jede Stimme ankommt" und ansonsten weiter jenen präsidialen Stil pflegen, der ihr höchste Sympathiewerte eingebracht hat.
Spätestens bei der Bundestagswahl, so die Hoffnung der CDU-Strategen, werde sich das auch im Wahlergebnis niederschlagen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass inzwischen immer mehr Bürger erst unmittelbar am Wahlsonntag entscheiden, wo sie ihr Kreuz machen. Dass dabei dann persönliche Neigungen zu einem Kandidaten oder einer Kandidatin die Hauptrolle spielen, wird erwartet. Auch die Ergebnisse der Landtagswahlen, so argumentieren die Christdemokraten jedenfalls, seien ja stark davon geprägt gewesen, welche Persönlichkeiten für die jeweiligen Parteien ins Rennen gegangen seien. Seit gestern hängen denn auch die ersten Merkel-Großplakate an Deutschlands Straßen. Der schlichte Slogan: "Klug aus der Krise". Ein aggressiver Angriff auf die Konkurrenz sieht anders aus.
Die gesamte Parteiführung beeilte sich am Tag nach den Wahldebakeln an der Saar und in Thüringen ungewohnt einmütig, jede aufflammende Kritik am Kurs der Kanzlerin im Keim zu ersticken. Auch der für Querschüsse bekannte CSU-Chef Horst Seehofer deutete nur vorsichtig an, dass er sich in der Schlussphase noch etwas mehr Profil wünscht. Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, der dies etwas deutlicher formulierte und ein Wachstums- und Beschäftigungskonzept anmahnte, stand in der Führung allein. Und Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger, der am Sonntag noch einen aggressiveren Wahlkampf forderte ("Im Schlafwagen werden wir nicht ankommen"), gab sich gestern bereits wesentlich zurückhaltender.
Zur Sicherheit betonte auch Stanislaw Tillich noch mal, dass die CDU in Sachsen mit diesem Kurs ebenfalls erfolgreich gewesen sei, "nicht die Konfrontation zu suchen" und sich "nicht auf Querschläge einzulassen". Die Wähler schätzten Politiker, "die in Ruhe ihre Arbeit machen".