Strategie soll trotz Stimmen-Verlusten nicht geändert werden. Rüffel für den Chef der Mittelstands-CDU.
Berlin. Die CDU im Bund sieht trotz hoher Verluste bei den Landtagswahlen in Thüringen und dem Saarland keinen Grund für einen Strategiewechsel im Bundestagswahlkampf. Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel wies Forderungen nach einem härteren Kurs zurück. Die Union habe auch so "alle Möglichkeiten, die Bundestagswahl zu gewinnen", sagte Merkel. Es gehe in den nächsten vier Wochen darum, vor allem die noch unentschlossenen Wähler für die Union zu gewinnen. Diese ließen sich nicht dadurch überzeugen, dass man eine andere Lautstärke anschlage.
Zuvor hatte der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, den Wahlkampf in der "Financial Times Deutschland" als "inhaltlich profillos" kritisiert, weshalb Merkel Schlarmann in der Präsidiumssitzung nach dpa-Informationen namentlich nannte und "Geschlossenheit" verlangte. Wie Teilnehmer berichteten, waren sich aber alle Mitglieder einig, dass Wachstum und Arbeit die Schlüsselthemen dieses Wahlkampfs seien. Rückendeckung erhielt Merkel von den CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch, Günther Oettinger und Christian Wulff. Auch sie sprachen sich gegen einen Strategiewechsel aus und unterstrichen Merkels Führungsrolle.
CSU-Chef Horst Seehofer forderte dagegen von der Schwesterpartei einen härteren Wahlkampf-Kurs. Schwarz-Gelb sei eine realistische Chance: "Aber das kriegt man nicht so nebenher, dafür muss man schon hart arbeiten." Notwendig seien mehr Tempo auf dem eingeschlagenen Weg und eine stärkere inhaltliche Profilierung.
Nach der Präsidiumssitzung bekräftigte die CDU ihren Anspruch, in Sachsen, Thüringen und dem Saarland weiterhin den Ministerpräsidenten zu stellen. Merkel sicherte den CDU-Landesverbänden freie Hand bei den Koalitionsverhandlungen zu. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) kündigte an, Gespräche mit der SPD über die Bildung einer Großen Koalition aufzunehmen. Sein saarländischer Amtskollege Peter Müller, der ebenfalls die absolute Mehrheit verlor, will neben der SPD auch Grüne und FDP zu Sondierungsgesprächen über ein "Jamaika-Bündnis" einladen. Die Saar-Grünen hielten sich ein solches Zusammengehen mit CDU und FDP weiter offen. Vorbehalten aus der Bundespartei begegnete der Landesvorsitzende Hubert Ulrich gelassen. Es sei klar, dass Bundespolitiker eine "etwas andere Brille" hätten als die Grünen vor Ort, sagte er. Allerdings gebe es tief greifende Differenzen mit der CDU in der Energiepolitik.