Nach den vier Komplizen muss nun auch der Hauptverdächtigte für drei Monate in U-Haft bleiben. Die Ermittler fürchten Verdunklungsgefahr.
Warschau. Die mutmaßlichen Diebe des Schriftzugs „Arbeit macht frei“ vom Eingangstor der KZ-Gedenkstätte Auschwitz müssen vorerst drei Monate in Untersuchungshaft bleiben. Das ordnete ein Gericht in Krakau an. Im Fall des Hauptverdächtigen, eines polnischen Bauunternehmers, bestehe Verdunkelungsgefahr, sagte Gerichtssprecher Rafal Lisak am Mittwoch. Dem Verdächtigen wird vorgeworfen, seine vier Komplizen zum Diebstahl angestiftet zu haben. Für diese vier Männer war bereits am Dienstagabend eine dreimonatige U-Haft angeordnet worden. Nach wie vor gibt es nach Behördenangaben keinen Hinweis auf einen politischen Hintergrund.
Justizminister Krzysztof Kwiatkowski bestätigte Informationen der Ermittler, wonach sich die Hintermänner des Diebstahls im Ausland befinden. „Auftraggeber war eine Person aus dem Ausland“, sagte er dem Fernsehsender TVN24. Auch er wollte aber Medienberichte nicht kommentieren, wonach ein schwedischer Sammler der Drahtzieher der Aktion gewesen sein soll. Der Auftraggeber komme aus einem europäischen Land, hieß es lediglich. Den fünf mutmaßlichen Dieben wird Mitgliedschaft in einer organisierten Verbrechergruppe sowie Diebstahl und Beschädigung eines UNESCO-Weltkulturerbes vorgeworfen. Den vorbestraften Männern im Alter zwischen 20 und 39 Jahren drohen Haftstrafen bis zu zehn Jahren. Der Hauptverdächtige bestreitet laut Staatsanwaltschaft eine Beteiligung an der Tat. Er habe allerdings „ausführliche“ Aussagen gemacht, sagte Staatsanwalt Piotr Kosmala TVN24.
Der stählerne Schriftzug „Arbeit macht frei“, der über den Einfahrten zahlreicher Konzentrationslager angebracht wurde, gilt als zynisches Symbol für die Gräueltaten der Nazis, die Millionen Menschen ermordeten. Er war in Auschwitz in der Nacht zum Freitag gestohlen worden. Knapp drei Tage später wurden die mutmaßlichen Diebe gefasst und die beschädigte Aufschrift in einem Wald in Nordpolen gefunden. Im KZ Auschwitz und dem benachbarten Vernichtungslager Birkenau hatten die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1945 mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet. Die meisten Opfer waren Juden.