So erfreulich der Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts für die 20 Millionen Pendler sicherlich ist - politisch gesehen kommt er zur Unzeit.

So erfreulich der Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts für die 20 Millionen Pendler sicherlich ist - politisch gesehen kommt er zur Unzeit. Es lässt nichts Gutes ahnen, dass Kanzlerin Merkel nach der Ohrfeige aus Karlsruhe sogleich verkündete, die Beibehaltung der alten Pauschale bis 2009 sei "die richtige Antwort auf die jetzige Wirtschaftssituation". Die richterliche Quittung für schlechte Regierungsarbeit lässt sich nicht als zweites Konjunkturpaket verkaufen. Und die Krise nicht dadurch erledigen, dass Pendler ein paar Hundert Euro mehr im Portemonnaie haben - und weiterhin das Privatvergnügen subventioniert bekommen, dass sie ein Haus im Grünen bewohnen.

Hoffentlich also kommt niemand in der Bundesregierung auf die Idee, dass sich mit der vorübergehenden Rückkehr zur alten Pauschale die Debatte um nachhaltige Steuersenkungen zur Ankurbelung der Konjunktur im Keim ersticken lässt.

Gerade jetzt wäre es wichtig, dafür zu sorgen, dass Angestellte mit mittleren Einkommen von ihrem Verdienst am Ende des Monats mehr als nur die Hälfte auf dem Konto wiederfinden. Deutschland braucht ein klares und vor allem gerechteres Steuersystem. Davon hätten auch die Pendler etwas.

Zwar ist jetzt der Irrsinn vorbei, dass willkürlich festgelegte Kilometergrenzen entscheiden, wie viel man vom Finanzamt zurückbekommt.

Doch es bleibt falsch, dass sich der Staat überhaupt in die Frage einmischt, wie weit die Strecke ist, die Angestellte zurücklegen müssen, um ins Büro zu kommen. Zumal Bewohner der Städte ohnehin schon durch höhere Wohnkosten benachteiligt sind - während die Landflucht subventioniert wird.

Der bessere Weg als die Beibehaltung der antiquierten Pendlerpauschale über das Jahr 2010 hinaus wäre deshalb eine rasche und nachhaltige Abgabensenkung.