Als vor 19 Jahren der Eiserne Vorhang zerriss und der Kommunismus sich als Fehlversuch der Menschheitsgeschichte erwiesen hatte, wähnte der...

Als vor 19 Jahren der Eiserne Vorhang zerriss und der Kommunismus sich als Fehlversuch der Menschheitsgeschichte erwiesen hatte, wähnte der prominente Denker Francis Fukuyama das Ende der Geschichte gekommen. Der liberale Kapitalismus hatte seine Überlegenheit erwiesen - ein für allemal.

Doch nun hat er sich beinahe zu Tode gesiegt. Denn im Überschwang des Erfolgs geriet die menschliche Gier, in gezügelter Form Motor des Fortschritts, außer Kontrolle. Das System wieder beherrschbar zu machen, ist nun die größte Herausforderung in der bisherigen Amtszeit von Bundeskanzlerin Merkel. Als wichtigsten Punkt sah sie in ihrer gestrigen Regierungserklärung, das Vertrauen in Marktwirtschaft und Demokratie wieder zu stärken. Aus gutem Grund.

Erschüttert wurde das zunächst vor allem in Amerika, wo findige Banker immer abenteuerlichere Methoden, Profit zu machen ersannen. Das konnte nur im Zusammenspiel mit Kunden funktionieren, die großartigen Renditeversprechungen glaubten oder annahmen, es gebe ein Menschenrecht auf Eigenheim - auch auf Pump.

Wie jede Blase zuvor ist nun auch diese geplatzt. Es sind Menschen betroffen, und sie werden es wieder richten müssen, denn noch niemals hat jemand Geld arbeiten sehen. Und auch der Markt wird es nicht selbst regulieren, denn dieses abstrakte Wesen gibt es nicht. Auch der Markt besteht aus realen Menschen, die nach von ihnen vereinbarten Regeln miteinander Geschäfte machen. Die Regeln taugen nur etwas, wenn sie auch befolgt werden und ihre Einhaltung auch kontrolliert wird. Und wenn sich diese Regeln als lückenhaft oder untauglich erwiesen haben, müssen sie geändert werden, damit das notwendige Vertrauen nicht mit den Milliardenbeträgen den Bach hinuntergeht und politische Ideologen von links oder rechts das Agitieren erleichtert wird.

Marktwirtschaft und Demokratie sind das einzige Gespann, das bisher jede Krise gemeistert hat - bis zur nächsten. Solange fehlbare Menschen leben, gibt es eben auch kein Ende der Geschichte.