Bei mehreren koordinierten Anschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden mindestens 70 Menschen getötet. Krisensitzung einberufen.
Bagdad. Die irakische Hauptstadt Bagdad wurde von einer schweren Anschlagsserie erschüttert: Mindestens 70 Menschen sind am Donnerstag nach Behördenangaben bei mehreren Bombenanschlägen getötet worden, fast 200 weitere wurden nach aktuellem Stand verletzt. Die "BBC" spricht sogar von 63 Toten. Ziel der offenbar koordinierten Aktion mit mindestens 14 Explosionen waren elf Stadtviertel in Bagdad. Die Anschläge ereigneten sich überwiegend in schiitischen Gegenden Bagdads, sunnitische Wohngebiete waren aber auch betroffen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde mindestens eine Bombe von einem Selbstmordattentäter gezündet. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Angesichts der Vielzahl an offenbar koordinierten Explosion wurde aber vermutet, dass Mitglieder der Terrorgruppe Al-Qaida im Irak verantwortlich sein könnten. Nach ersten Erkenntnissen richtete sich die Gewalt nicht gezielt gegen eine einzelne Religionsgruppe. Parlamentspräsident Osama al-Nudschaifi hat unterdessen eine Krisensitzung des Parlaments einberufen. Das meldete die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak am Donnerstag.
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Die Sprengsätze waren in Autos und am Straßenrand deponiert. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen detonierten zwei der Sprengsätze in der Nähe eines Kinos. Die folgenschwerste Explosion ereignete sich im Stadtteil Al-Amal, wo sieben Menschen starben, wie die Polizei und Rettungskräfte mitteilten. Bei einer Explosion im Karrada-Viertel explodierten gleichzeitig eine Autobombe und der Sprengstoffgürtel eines Selbstmordattentäters. Die Anschläge waren die folgenschwersten seit dem Beginn einer politischen Krise zwischen Schiiten und Sunniten am vergangenen Wochenende.
Der Streit zwischen dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki und dem sunnitischen Vizepräsidenten Tarik al Haschemi hat die Furcht vor einem Wiederaufflammen der religiös motivierten Gewalt im Irak zunehmen lassen. Der mit Haftbefehl gesuchte al Haschemi setzte sich am Sonntag in die halbautonome Kurdenregion ab. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat nachdrücklich die Auslieferung des sunnitischen Politikers gefordert. Al Haschemi hat die Vorwürfe als erfunden und politisch motiviert zurückgewiesen. Der ranghöchste sunnitische Politiker im Irak gilt als scharfer Kritiker und Rivale des schiitischen Ministerpräsidenten. Al Haschemis Parteienblock Irakija hatte am Sonnabend aus Protest seine Arbeit im Parlament ausgesetzt. Grund sei die Weigerung der schiitischen Regierung, die Macht zu teilen. Sie kommt zu einer Zeit, in der gerade alle US-Truppen das Land verlassen haben.Fast neun Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins buhlen in dem tief gespaltenen Land Schiiten und Sunniten erbittert um die Macht.
Mit Material von dpa/dapd/rtr