Bei einem Angriff auf schiitische Pilger in Basra sterben 50 Menschen, 130 werden verletzt. Zehn Tote und 14 Verletzte im sunnitischen Rahmadi.
Kairo. Die religiösen Spannungen im Irak haben in einem neuen Ausbruch der Gewalt gegipfelt. Mindestens 63 Menschen wurden am Wochenende getötet und fast 150 weitere verletzt, als schiitische Pilger angegriffen wurden und auch in der sunnitischen Stadt Ramadi ein Anschlag verübt wurde. Dass ein Selbstmordattentäter eines der wichtigsten schiitischen Feste zum Anlass für einen Anschlag nahm, erinnert an die schlimmsten Phasen der Gewalt nach dem Sturz des langjährigen Diktators Saddam Hussein. Mehrere Bewaffnete Menschen hatten außerdem in Ramadi eine Polizeistation angegriffen.
Im südirakischen Basra riss der Attentäter mindestens 53 Menschen mit in den Tod, als er sich als Polizist verkleidet an einem Kontrollpunkt in die Luft sprengte. Etwa 130 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Die schiitischen Pilger waren auf dem Weg in eine Moschee, um das Ende des Festes Arbain zu begehen. Aus Angst vor weiteren Anschlägen riegelten Sicherheitskräfte das größte Krankenhaus von Basra vorsorglich ab. Polizisten und Soldaten brachten blutüberströmte Verletzte in die Klinik. Freiwillige Helfer packten Opfer zum Transport in die Kofferräume von Autos.
+++ Wieder mehrere Tote bei Selbstmordanschlag in Bagdad +++
+++ Willkommen in einer ungewissen Zukunft +++
Das Fest Arbain markiert das Ende einer 40-tägigen Trauerperiode für den Imam Hussein, einen Enkel des Propheten Mohammed. Solche schiitischen Feste waren unter dem sunnitischen Ex-Diktator Hussein nicht erlaubt. In den vergangenen Wochen kamen bei diversen Anschlägen auf Pilger zahlreiche Menschen ums Leben.
In Ramadi wurden mindestens zehn Menschen getötet und 18 weitere verletzt. In der Hauptstadt der vorwiegend von Sunniten bewohnten Provinz Anbar stürmten am Sonntag Bewaffnete mit Sprengstoffgürteln eine Polizeiwache. Unter den Opfern waren drei Polizisten und ein Zivilist.
Seit dem Abzug der letzten US-Kampftruppen vor vier Wochen hat die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten wieder zugenommen. Auch die Einheitsregierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki droht an dem Konflikt zu zerbrechen und steckt in der schwersten Krise seit der Amtsübernahme vor rund einem Jahr. Maliki wirft dem sunnitischen Vizepräsidenten Tarek al-Haschemi vor, an Anschlägen und Tötungen beteiligt gewesen zu sein und will ihn festnehmen lassen.
Prozess gegen irakischen Vizepräsidenten soll in Bagdad stattfinden
Nach der Entscheidung eines Berufungsgerichts muss sich der sunnitische Vizepräsident des Iraks in der Hauptstadt Bagdad dem gegen ihn eingeleiteten Verfahren stellen. Das teilte am Sonntag der oberste Justizrat des Landes mit. Das Berufungsgericht wies damit den Antrag von Tarek al Haschemi auf einen Prozess in der Stadt Kirkuk zurück, das im von Kurden kontrollierten autonomen Norden des Landes liegt. Die vom schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki erhobenen Vorwürfen, al Haschemi habe eine sunnitische Todesschwadron geleitet, haben eine Regierungskrise ausgelöst, in der sich die verschiedenen ethnischen Gruppen gegenüberstehen. Al Haschemi floh vor den schiitischen Sicherheitskräften nach Kirkuk. Er bestreitet die Vorwürfe. Mit Material von reuters und dapd