Bei Kämpfen in Syrien sollen mindestens 30 Menschen getötet worden sein. Die Opposition hofft auf internationale Beobachter.
Beirut/Berlin. Neue Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und desertierten Soldaten in Syrien haben nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens 17 Militärangehörige und 14 Zivilpersonen das Leben gekostet. Zu den Kämpfen kam es laut dem in London ansässigen Syrischen Observatorium für Menschenrechte am Sonntag in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes, in der zentralen Region Homs sowie der Ortschaft Dael im Süden.
Die Zusammenstöße gelten als weiteres Anzeichen für eine zunehmende Militarisierung der seit sieben Monaten anhaltenden Proteste gegen Präsident Baschar Assad, die nach UN-Angaben bereits 2.900 Menschen mit dem Leben bezahlt haben. Die Lage sei schrecklich, sagte ein Bewohner von Homs, der namentlich nicht genannt werden wollte. Am Morgen seien auch Schüsse zu hören gewesen. „Das Heer riegelt einige Gebiete ab“, sagte er.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, Soldaten hätten am Sonntag auf ein provisorisches Lager auf der syrischen Seite der Grenze zur Türkei geschossen und einen Mann verletzt. Er sei in ein türkisches Krankenhaus eingeliefert worden, dort aber seinen Verletzungen erlegen.
Der neu gegründete Nationalrat der syrischen Opposition verständigte sich unterdessen nach eigenen Angaben auf einen demokratischen Rahmen für ein künftiges Syrien. Der Rat sei sich einig, dass das Regime von Präsident Assad gestürzt werden müsse und die Minderheiten im Land juristischen Schutz erhalten sollten, erklärte am Montag Jens Orback, der Generalsekretär des Internationalen Olof-Palme-Zentrums in Stockholm, das am Wochenende eine Konferenz des Nationalrats ausrichtete.
Darüber hinaus habe der Rat beschlossen, dass in Syrien internationale Beobachter nötig und gezielte Sanktionen gegen Einzelpersonen sinnvoller als allgemeine Sanktionen gegen die syrische Gesellschaft seien. Der Politologe Ghied Al Haschmi, der an der Konferenz teilnahm, sagte, es habe „fast einen Konsens darüber gegeben“, dass eine Militärintervention nicht gewünscht sei. „Aber wir hätten gerne eine politische oder diplomatische Intervention“, sagte Al Haschmi.
Dem Syrischen Nationalrat gehören die meisten großen Oppositionsgruppen des Landes an. Als rechtmäßiger Vertreter des syrischen Volks wurde er aber bislang vom Ausland nicht anerkannt. Am Sonntag hatte Außenminister Walid al Muallem „harte Maßnahmen“ angedroht, falls ein Land dies tun sollte. (abendblatt.de/dapd)