Sechs radikalislamische Terroristen waren in den Amtssitz des Gouverneurs in Parwan gedrungen. Sie rissen 19 Menschen mit in den Tod.
Kabul. Bei einem spektakulären Angriff eines Selbstmordkommandos der Taliban auf den Amtssitz des Gouverneurs der zentralafghanischen Provinz Parwan sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen, darunter sechs Attentäter. Über 30 weitere Menschen wurden bei dem Überfall nordwestlich der Hauptstadt Kabul verletzt, wie das Innenministerium am Sonntag mitteilte. Der Sender Tolo TV berichtete, Provinzgouverneur Basir Salangi haben sich in dem Gebäudekomplex aufhalten, sei aber nicht zu Schaden gekommen.
Nach Angaben des Innenministeriums sprengte sich ein Attentäter am bewachten Eingang des Gouverneurssitzes in die Luft. Fünf weitere Angreifer seien daraufhin in die Gebäude vorgedrungen. Zwei davon hätten ihre am Körper befestigten Sprengsätze gezündet. Die anderen seien von Wachleuten erschossen worden, hieß es. Die Internationale Schutztruppe Isaf teilte mit, sie habe die afghanischen Sicherheitskräfte im Einsatz gegen die Angreifer unterstützt.
Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Attacke in der Provinzhauptstadt Charikar. Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, Ziel sei ein Treffen von Vertretern der afghanischen Behörden und der internationalen Truppen gewesen. Eine Sprecherin des Gouverneurs sagte, die meisten Opfer seien Angestellte der Provinzregierung gewesen. Zudem seien fünf Polizisten ums Leben gekommen. Der afghanische Staatspräsident Hamid Karsai verurteilte die Tat.
Bei einem Bombenanschlag in der südlichen Unruheprovinz Helmand starben unterdessen fünf Mitglieder einer Familie. Deren Auto sei am Sonnabend von einem Sprengsatz getroffen worden, teilten die Behörden mit. In der Provinz Wardak südwestlich von Kabul wurden zudem nach offiziellen Angaben die Leichen von drei Geheimdienstleuten und fünf Polizisten entdeckt, die zuvor von Taliban entführt worden waren. In Wardak hatten die Taliban in der Vorwoche einen Militärhubschrauber abgeschossen und dabei 30 US-Soldaten und 8 Afghanen getötet.
Die Aufständischen haben in den vergangenen Wochen zahlreiche spektakuläre Angriffe im Land verübt. So hatten sie Ende Juli in Tarin Kowt in der Südprovinz Urusgan mehrere Regierungsgebäude attackiert und dabei mehr als 20 Menschen getötet. Kurz davor waren bei zwei gezielten Anschlägen der Bürgermeister von Kandahar-Stadt sowie der Vorsitzende des Provinzrates von Kandahar und Bruder von Präsident Karsai, Ahmad Wali Karsai, ums Leben gekommen.
Die Anschläge wurden zu einer Zeit verübt, in der die Isaf damit begonnen hat, die Verantwortung für die Sicherheit im Land schrittweise an die Afghanen zu übergeben. Nach einem Nato-Beschluss soll der Kampfeinsatz am Hindukusch bis 2014 beendet werden. (dpa)