Verletzte kehren aus Afghanistan nach Deutschland zurück
Berlin. Nach dem blutigen Angriff eines afghanischen Rekruten auf Bundeswehr-Soldaten hat Afghanistans Präsident Hamid Karsai eine Untersuchung zugesagt. In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe Karsai sein Bedauern über den Tod der drei deutschen Soldaten übermittelt, erklärte die Bundesregierung. Die verletzten Soldaten wurden gestern nach Deutschland ausgeflogen. Karsai habe der Kanzlerin versichert, dass die deutschen Soldaten in Afghanistan sehr beliebt seien, hieß es in Berlin. Die Zusammenarbeit der Streitkräfte verlaufe sehr harmonisch.
Ein Soldat der afghanischen Armee hatte am Freitag innerhalb des Außenpostens "Operation Point North" in der Provinz Baghlan das Feuer auf deutsche Soldaten eröffnet. Ein 30 Jahre alter Hauptfeldwebel, ein Stabsgefreiter, 22, und ein Hauptgefreiter, 21, eines Panzergrenadierbataillons aus Bayern starben. Sechs weitere deutsche Soldaten wurden verletzt, zwei von ihnen schwer. Ihr Zustand war gestern nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam "kritisch, aber stabil".
Ein Rettungs-Airbus der Luftwaffe brachte die verwundeten Soldaten zurück nach Deutschland. Außerdem mit an Bord war einer der vier Soldaten, die bei dem Beschuss ihrer Patrouille in der Provinz Kundus am Freitag verletzt worden waren. Das Flugzeug landete am Abend in Stuttgart und in Köln. Die Verletzten wurden auf die Bundeswehrkrankenhäuser Stuttgart und Koblenz verteilt. Die getöteten Soldaten sollen den Planungen der Bundeswehr zufolge heute nach Deutschland überführt werden, zuvor ist eine Trauerfeier im Lager Masar-i-Scharif geplant.
Es war die schlimmste Attacke auf die Bundeswehr in Afghanistan seit fast einem Jahr. Der Angreifer, der ebenfalls ums Leben kam, war in dem Feldlager nach Angaben der Bundeswehr zum Wachdienst eingesetzt. Auf dem Weg von seinem Posten zurück ins Lager schoss er eine Gruppe deutscher Soldaten nieder, die mit Wartungsarbeiten an Schützenpanzern beschäftigt waren.
Im Osten Afghanistans sollen in den vergangenen Tagen 64 Zivilisten bei Einsätzen von afghanischer Armee und Nato-Kräften ums Leben gekommen sein. Fast die Hälfte der Opfer seien Kinder und Jugendliche, sagte der Gouverneur der Provinz Kunar, Faslullah Wahidi. Unter den Toten seien auch
20 Frauen. Die Zivilisten seien bei mehreren gemeinsamen Bodeneinsätzen sowie Luftangriffen der afghanischen Armee mit den Nato-Truppen getötet worden. Ein Sprecher der internationalen Schutztruppe Isaf erklärte, das Bündnis gehe den Berichten über zivile Opfer nach.