Die AU hat den größten Markt Mogadischus umstellt, wo Extremisten Hilfslieferungen blockiert haben. Organisationen benötigen dringend Geld.
Mogadischu. Soldaten der Afrikanischen Union haben nach Angaben eines Sprechers den größten Markt der somalischen Hauptstadt Mogadischu umstellt, wo Extremisten die Lieferung von Hilfsgütern an hungernde Flüchtlinge blockiert haben. Mittlerweile kontrolliere die AU drei Seiten des Bakara-Markts, sagte AU-Sprecher Paddy Ankunda am Freitag. Truppen der Union nähern sich außerdem dem größten Sportstadion der Stadt, das den Al-Shabab-Milizen als Hauptquartier dient. Im Laufe der kommenden Monate hoffe die AU das Stadion einzunehmen, sagte Ankunda.
Am Donnerstag hatten sich AU-Soldaten in Gefechten mit den militanten Islamisten von Haus zu Haus gekämpft, um Hilfsorganisationen die Lieferung von Lebensmitteln zu ermöglichen.
Zwei Monate warten auf die Registrierung
Die Flüchtlingslager in Kenia platzen aus allen Nähten. Zwei Monate im Durchschnitt warten die Neuankömmlinge in den Flüchtlingslagern in Dadaab im Osten Kenias auf ihre offizielle Registrierung – und damit auf die Karte, mit der sie die ihnen zustehende Ration an Lebensmitteln abholen können. Dies sei – neben dem großen Mangel an Wasser – eines der Hauptprobleme für die Zufluchtsuchenden in Dadaab, sagt Kenneth Lavelle von Ärzte ohne Grenzen.
Denn bei ihrer Ankunft erhalten die Menschen, die zum Teil schon tage- oder wochenlang auf der Flucht waren, zunächst nur Lebensmittel für etwa zwei Wochen. Sie müssen also sechs Wochen überbrücken.
Die Lager in Dadaab, das nur etwa 100 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt liegt, wurde in den 1990er während des Bürgerkriegs in dem Land am Horn von Afrika Jahren errichtet und war für 90.000 Flüchtlinge gedacht. Heute befinden sich dort knapp 400.000 Menschen, davon etwa 50 Prozent Kinder unter 17 Jahren. Früher seien 1.000 bis 2.000 Menschen pro Woche gekommen, heute seien es rund 1.300 pro Tag, berichtet Lavelle, der Koordinator der Hilfsorganisation für die betreffende Region ist und in Genf sitzt.
In Dadaab gibt es insgesamt drei Flüchtlingslager – Hagadera, Dagahaley und Ifo. Eine Erweiterung des Lagers Ifo ist geplant, die Umsiedlung von Flüchtlingen in das Lager Ifo 3 hat begonnen. „Die Dinge gehen voran“, sagt Lavelle.
Angst vor Epidemien
Die Angst ist groß, dass in den überfüllten Lagern Epidemien ausbrechen könnten. Erste Fälle von Masern sind bereits aufgetaucht. In Dagahaley untersuchen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen seit Anfang Juni jedes Kind, das neu eintrifft. Der Impfstatus wird überprüft, gegebenenfalls wird nachgeimpft, gegen Masern, aber auch gegen andere Infektionskrankheiten wie Kinderlähmung, wie Lavelle berichtet. Außerdem wird nachgeschaut, wie gut das Kind ernährt ist. Im Fall von Unterernährung werden Notfallmaßnahmen ergriffen: Den Betroffenen Spezialnahrung verabreicht zum Beispiel, oder sie werden zur Beobachtung für 24 Stunden stationär aufgenommen. Täglich würden etwa 150 Kinder untersucht, sagt Lavelle.
In Somalia ist die Organisation mit 1.400 Mitarbeitern in acht Regionen präsent, fast alle davon werden von werden von Milizen kontrolliert. Ärzte ohne Grenzen sei in diesen Gebieten schon seit langem im Einsatz, erklärt Lavelle. Zu den Grundsätzen des Hilfswerks gehöre Unabhängigkeit und politische Neutralität. Es gehe darum, den Menschen medizinische Hilfe zu bringen. „Wir würden uns einen besseren Zugang wünschen“, erklärt Lavelle, „sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für den Transport der Hilfsgüter.“
Hilfsorganisationen brauchen mehr Geld
Hilfsorganisationen sind auf weitere Spendengelder für die Hilfe in Ostafrika angewiesen. Um den rund 11,5 Millionen vom Hunger Bedrohten in den kommenden sechs Monaten helfen zu können, werde das Doppelte der bislang eingegangenen 174 Millionen Euro benötigt, teilte das WFP am Freitag in Nairobi mit. Den Angaben zufolge ist auch das zweite Flugzeug der UN-Luftbrücke in Mogadischu gelandet. Damit seien rund 28 Tonnen Spezialnahrung ausgeliefert worden. Insgesamt sollen laut WFP zunächst rund 100 Tonnen Nahrung über die Luftbrücke nach Somalia gebracht werden.
Ein weiteres Flugzeug mit fünf Tonnen Nahrungsmitteln ist den Angaben zufolge in der Grenzregion Somalias zu Kenia und Äthiopien gelandet. In Kenia werden laut WFP mittlerweile 498.000 Flüchtlinge versorgt. Insgesamt unterstütze das WFP in Kenia rund 1,6 Millionen Menschen. Die kenianische Regierung helfe weiteren 800.000 Menschen mit Nahrung. Nach Einschätzung des Welternährungsprogramms wird die Zahl derer, die in dem Land auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen sind, bis Mitte August auf 3,2 Millionen Menschen ansteigen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe hat ihre finanzielle Unterstützung unterdessen auf eine Million Euro aufgestockt. Das Geld kommt der Soforthilfe des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) zugute, heißt es. Für die aktuelle Nothilfe des UNHCR würden 101,5 Millionen Euro benötigt, sechs Millionen mehr, als noch Anfang Juli geschätzt. Bis jetzt habe das UNHCR nur etwa 41,2 Millionen Euro erhalten. „Das Ziel ist es, etwa 400.000 hilfsbedürftige Menschen in Somalia noch bis Ende August zu erreichen,“ sagte Bruno Geddo, UNHCR-Vertreter für Somalia.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat ein Ernährungsprogramm im Nordwesten Kenias gestartet. In mobilen Kliniken sollen mangelernährte Kinder und Kleinkinder behandelt werden. Darüber hinaus werden den Angaben zufolge gezielt Lebensmittel an mangelernährte Familien verteilt. Insgesamt sollen rund 46 Tonnen Ergänzungsnahrung an etwa 6.000 Personen in den Regionen Lapur und Kibish ausgegeben werden.
Mit Material von dapd/kna