Schon am heutigen Freitag soll der mutmaßliche Kriegsverbrecher Goran Hadzic nach Den Haag ausgeliefert werden. Kein Widerspruch von Hadzic

Belgrad. Der Anwalt des in Serbien festgenommenen mutmaßlichen Kriegsverbrechers Goran Hadzic erwartet eine Auslieferung seines Mandanten an das UN-Tribunal in den Niederlanden bereits für den morgigen Freitag. Hadzic habe eine schriftliche Erklärung unterzeichnet, wonach er keinen Widerspruch gegen seine Auslieferung nach Den Haag einlegen werde, erklärte Anwalt Toma Fila am Donnerstag.

Der frühere kroatisch-serbische Rebellenführer äußerte aber den Wunsch, zuvor seine Familie zu sehen. Dem wurde stattgegeben. Am Morgen kamen seine Frau, seine Schwester und sein Sohn zu Besuch in die Haftanstalt in Belgrad. Ein weiterer Besuch von Angehörigen sei für Freitagmorgen geplant, anschließend könne die Auslieferung erfolgen, sagte Anwalt Fila.

Geldmangel war wohl ein Grund für seine Verhaftung. Das berichteten Zeitungen am Donnerstag in Belgrad unter Berufung auf die Ermittlungsbehörden. Er habe sich in einem Wald bei dem Dorf Krusedol nordwestlich von Belgrad mit einem Helfershelfer getroffen, der ihm Geld aushändigen wollte. Dabei hätten ihn Agenten des Geheimdienstes festgesetzt.

Zudem sei ihm zum Verhängnis geworden, dass er ein Ölbild des italienischen Malers Amedeo Modigliani verkaufen wollte, dessen Wert auf bis zu 15 Millionen Euro geschätzt werde. Dieses Gemälde habe der 52-Jährige 1991 in Frankreich mit Geld gekauft, dass er durch den groß angelegten Schmuggel von Treibstoff und Heizöl erworben habe.

Auch der Hadzic-Anwalt Toma Fila bestätigte mehreren Zeitungen, dass seinem Mandanten am Ende seiner siebenjährigen Flucht das Geld ausgegangen sei. Die meiste Zeit habe der frühere Führer der serbischen Minderheit in Kroatien während des Bürgerkrieges (1991-1995) in Russland verbracht, berichteten Medien.

Vor seiner erwarteten Auslieferung an das Haager Tribunal hat der mutmaßliche Kriegsverbrecher Goran Hadzic am Donnerstag im Gefängnis in Belgrad Besuch von seiner Familie erhalten. Der frühere kroatisch-serbische Rebellenführer hat erklärt, keinen Widerspruch gegen seine Auslieferung an das UN-Tribunal einlegen zu wollen. Er äußerte aber den Wunsch, seine Familie zu sehen. Am Morgen kamen seine Frau, seine Schwester und sein Sohn zu Besuch in die Haftanstalt.

Hadzic wurde am Mittwoch im Norden Serbiens verhaftet. Er hatte bei seiner Festnahme sein Äußeres so verändert, dass er fast nicht mehr wiederzuerkennen war. Seinen dichten dunklen Vollbart, sein jahrelanges Markenzeichen, hatte er abgenommen. Er sei mit einer Pistole bewaffnet gewesen, die er jedoch nicht einsetzte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Nach Recherchen der heimischen Zeitungen hatte sich Hadzic auf frühere Geheimdienstmitarbeiter als Helfershelfer gestützt. Daneben sollen ihm Geistliche der Serbisch-Orthodoxen Kirche geholfen haben. In Krusedol, wo Hadzic verhaftet wurde, liegt ein historisches Kloster, das in den letzten Jahren aufwendig restauriert worden war.

Gegen ihn wurde im Jahr 2004 Anklage wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Kroatienkriegs in den Jahren 1991 bis 1995 erhoben. Er wird für den Mord an Hunderten kroatischen Zivilpersonen und die gewaltsame Vertreibung von rund 28.000 Menschen verantwortlich gemacht. Obwohl sein Anwalt angekündigt hatte, er werde keinen Widerspruch gegen die Auslieferung einlegen, müssen die Behörden die gesetzlich vorgesehene Drei-Tages-Frist abwarten, bevor sie Hadzic an das Tribunal überstellen.

Einer Festnahme im Norden Serbiens war Hadzic bei einer früheren Gelegenheit nur knapp entgangen, weil er offenbar einen Tipp aus dem Kreis der serbischen Sicherheitsbehörden erhalten hatte.

Mit Material von dpa/dapd