Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher ist an das Uno-Tribunal ausgeliefert worden. Ratko Mladic war nach 16 Jahren verhaftet worden.

Belgrad. „Mladic ist ausgeliefert“, sagte Serbiens Justizministerin Snezana Malovic am. Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic ist von Serbien an das Uno-Tribunal in Den Haag ausgeliefert worden. Am Abend erreichte er mit einer Sondermaschine die Niederlande und wurde in ein Gefängnis in Den Haag gebracht. Mitarbeiter des Kriegsverbrechertribunals hätten Mladic die Anklage überreicht und erklärten ihm das anstehende Prozedere, sagte Nerma Jelacic, Sprecherin des Tribunals. Anschließend würde er in eine Einzelzelle untergebracht, wie es bei Neuankömmlingen üblich sei.

Nach fast 16-jähriger Flucht war der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) am vergangenen Donnerstag verhaftet worden. Ihm werden die schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa vorgeworfen.

Die Polizei hatte zuvor aus Sicherheitsgründen ein Verwirrspiel organisiert. Insgesamt drei Kolonnen mit Polizei-Jeeps hatten im Abstand von einer Stunde das Gericht in Belgrad verlassen, in dem der 69-Jährige seit seiner Verhaftung in einer Zelle saß. Die Autobahn von der Innenstadt in Richtung Flughafen wurde von der Polizei blockiert. Weil sich der Transport von Mladic zum Flughafen „Nikola Tesla“ verzögert hatte, konnte die Justizministerin erst eine halbe Stunde später als geplant den Vollzug mitteilen.

Zuvor hatte Mladic das Grab seiner Tochter Anna besucht. Um 6 Uhr in der Früh wurde er unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Grab auf dem Topcider-Friedhof gebracht. Die damals 24-jährige Medizinstudentin hatte sich im März 1994 mit der Pistole ihres Vaters umgebracht. Nach Medienberichten soll sie aus Gram über die Gräueltaten ihres Vaters gehandelt haben. Mladic selbst hatte immer von Mord gesprochen.

Die letzten Stunden vor seiner Abreise verbrachte er mit seinen engsten Verwandten. Sein Sohn Darko sowie die Enkelkinder waren bei ihm. Seine Frau Bosiljka hatte ihm einen großen Koffer mit Kleidung und persönlichen Gegenständen mitgebracht. Der Ex-General sei bei der Verabschiedung in Tränen ausgebrochen, berichtete sein Anwalt. Mladic hatte vor den Justizbehörden noch seine Ehefrau in Schutz genommen, gegen die ein Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes läuft. Es handele sich nicht um ihre, sondern um seine Waffen, hatte Mladic betont.

Der ehemalige Oberkommandierende der bosnischen Serben muss sich wegen Völkermordes vor dem Uno-Tribunal verantworten. Unter anderem geht es um die Ermordung von bis zu 8000 muslimischen Männern und Jungen im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995, um Grausamkeiten in Gefangenenlagern, sogenannte ethnische Säuberungen und den jahrelangen Beschuss von Sarajevo mit schweren Waffen, wobei Tausende Menschen getötet wurden. Insgesamt waren im Bosnien-Krieg auf Seiten der Muslime, Kroaten aber auch der Serben insgesamt wenigstens 100 000 namentlich benannte Menschen ums Leben gekommen. (dpa/dapdabendblatt.de)

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Der Anwalt des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic hat Berufung gegen eine Überstellung des Exgenerals an das UN-Tribunal in Den Haag eingereicht. Der Schritt dürfte die Auslieferung um mindestens einen Tag verzögern. Anwalt Milos Saljic sagte, er habe den Berufungsantrag am Montag in einem Belgrader Postamt auf den Weg gebracht. Vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen muss das zuständige Gericht den Antrag nun prüfen.

Die Einspruchsfrist lief am heutigen Montagabend ab. Das Justizministerium erklärte, die Verteidigung wolle den Auslieferungsprozess in die Länge ziehen. Insgesamt könnte die Auslieferung zwei bis vier Tage dauern. Der stellvertretende serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Bruno Vekaric, sagte, einer Auslieferung Mladics an das UN-Tribunal sollte nichts im Weg stehen.

Mladic würde nach Angaben seines Anwalts eine Überstellung nach Den Haag nicht überleben. Anwalt Saljic erklärte am Montag, Mladic sei schwer krank und werde einen Prozessbeginn nicht mehr erleben. Er bat um mehrere Ärzte, die seinen 69 Jahre alten Mandanten untersuchen sollen. Mladic war in der vergangenen Woche nach fast 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden . Er soll in dieser Zeit zwei Schlaganfälle erlitten haben.

Für die ihm vorgeworfenen Gräueltaten machte Mladic den früheren Präsidenten Slobodan Milosevic und die serbische Bevölkerung verantwortlich. „Ich habe Slobodan Milosevic nicht gewählt, ihr schon“, sagte Mladic nach Angaben von Staatsanwalt Vekaric.

Der frühere General habe erklärt, „die Schuld liegt bei Milosevic“ und allen Serben, die den damaligen Präsidenten unterstützt hätten, sagte Vekaric am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Milosevic starb 2006 während seines Prozesses vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Er war wegen Gräueltaten in Kroatien und Bosnien sowie wegen Völkermordes und weiterer Verbrechen im Kosovo angeklagt.