In der syrischen Stadt Hama haben sich erneut unzählige Assad-Gegner versammelt, um gegen die Polizeigewalt des Landes zu protestieren.
Damaskus/Kairo/Washington. Erneute Massendomonstrationen: Um gegen die Polizeigewalt in Syrien zu protestieren, haben sich in der Stadt Hama nach Schätzungen erneut 100.000 Regimegegner versammelt. Die Menschen beteiligten sich am Sonnabend an Trauerfeiern für Dutzende am Vortag erschossene Demonstranten. "Die erzürnten Menschen verbrannten Porträts des Tyrannen (Präsident Baschar al-Assad), der für das Töten friedlicher Demonstranten verantwortlich ist“, berichtet ein syrischer Aktivist der Nachrichtenagentur dpa. Die Sicherheitskräfte wären am Sonnabend erneut äußerst brutal vorgegangen und hätten mehrere Kundgebungsteilnehmer in Hama erschossen.
Wie eine syrische Menschenrechtsgruppe berichtet, hatten Sicherheitskräfte in Hama am Freitag 83 Anhänger der Opposition getötet. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich. Seit Mitte März lehnen sich in vielen Städten Syrer gegen die Assad-Herrschaft auf. Bislang sollen mehr als 1200 Menschen bei den Kundgebungen getötet worden sein.
Die Stadt Hama steht für ein besonders blutiges Kapitel in der Geschichte Syriens. 1982 verübten Sicherheitskräfte von Ex-Präsident Hafis al-Assad, dem inzwischen verstorbenen Vater des amtierenden Präsidenten, ein Massaker in Hama. Nach unterschiedlichen Angaben sollen damals zwischen 10.000 und 40.000 Menschen getötet worden sein.
US-Regierung verurteilt Internetblockade in Syrien
Die weitgehende Internetblockade durch die Regierung in Syrien ist bei den USA auf harsche Kritik gestoßen. "Wir verurteilen jeden Versuch, das syrische Volk von einer freien Meinungsäußerung abzuhalten“, sagte Außenministerin Hillary Clinton am Sonnabend laut einer Mitteilung in Washington. Es sei klare Linie des Weißen Hauses, dass kein Staat seinen Bürgern den Zugang zum Internet oder zu anderen technischen Kommunikationsmitteln verwehren darf. Clinton warnte das syrische Regime, den politischen Umbruch nicht dadurch verhindern zu können, indem es das Volk zu Schweigen bringe.
Die Truppen des Präsidenten Baschar al-Assad schlagen derzeit trotz internationaler Proteste den Volksaufstand im eigenen Land mit tödlicher Gewalt nieder. Die Regimegegner koordinieren in vielen arabischen Ländern ihre Aktionen mit Hilfe von sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter.
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Mehr als 60 Tote nach den bislang größten Demonstrationen
Noch mehr Tote bei den Protesten in Syrien: Bei den bislang größten Demonstrationen gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind nach Angaben der Opposition mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen seien getötet worden, als Regierungstruppen am Freitag in der Protesthochburg Hama das Feuer auf Demonstranten eröffneten, berichtete der arabische Fernsehsender Al-Dschasira am Sonnabend unter Berufung auf eine syrische Menschenrechtsgruppe. Die meisten Menschen seien mit gezielten Schüssen getötet worden, sagten Augenzeugen.
Eine andere Menschenrechtsgruppe, das Syrische Observatorium für Menschenrechte, meldete 48 Tote aus Hama. Über Todesopfer in anderen Städten machte die Gruppe zunächst keine Angaben. Angesichts der seit zehn Wochen fortwährenden Proteste hat die syrische Führung laut Al-Dschasira auch in vielen Landesteilen die Internetverbindungen unterbrochen. Die Opposition solle daran gehindert werden, sich über soziale Netzwerke zu organisieren oder Aufnahmen von Opfern ins Ausland zu senden.
In Syrien gehen die Bürger seit März auf die Straße, um politische Veränderungen zu verlangen. Die Sicherheitskräfte haben immer wieder Schusswaffen gegen die gewaltlosen Demonstranten eingesetzt.
(dpa/dapd/abendblatt.de)