Foodwatch kritisiert Informationspolitik des Verbraucherministeriums
Brüssel. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat die Informationspolitik von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) über neue Strahlengrenzwerte kritisiert. Hintergrund: Am vergangenen Wochenende war eine EU-Eilverordnung in Kraft getreten, die höhere Obergrenzen für die radioaktive Belastung bestimmter Produkte aus Japan unter anderem mit Cäsium-137 und Cäsium-134 festlegt. Sie sei bereits nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl erlassen worden und bei der EU-Kommission "in der Schublade" gewesen, um schnell auf Katastrophen reagieren zu können, sagte ein Sprecher des Verbraucherministeriums.
Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode sagte, es gebe in Europa zwar derzeit keinen Anlass zur Sorge über hoch belastete Produkte aus Japan, das rechtfertige jedoch nicht, dass die Ministerin verschweige, "dass die Sicherheitsstandards für japanische Lebensmittel gesenkt wurden". Der Ministeriumssprecher wies die Vorwürfe zurück: Man habe bereits am vergangenen Freitag über die EU-Eilverordnung informiert. Tatsächlich ist in der Pressemitteilung von verschärften Sicherheitsmaßnahmen die Rede, aber nicht von neuen Strahlengrenzwerten.
Die Grenzwerte würden nur für Importe aus Japan gelten und beträfen neben Cäsium auch Jod-131, für das es bisher gar keine Regelung gegeben habe, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit. Dass die Grenzwerte für Cäsium höher lägen als die damals für die Folgen von Tschernobyl eingeführten Werte, bedeute "grundsätzlich kein erhöhtes gesundheitliches Risiko". Das BfS werde vorschlagen, die Cäsium-Werte anzugleichen. Foodwatch plädiert dennoch für einen kompletten Importstopp. Das Verbraucherministerium lehnt dies ab. Aus Japan würden ohnehin nur wenig Lebensmittel nach Deutschland exportiert.