Neue Konfrontation mit Chinas Staatsmacht: Liu Xia steht faktisch unter Hausarrest. Doch über Twitter hält die Frau Liu Xiaobos Kontakt.
Peking/Hamburg. Der inhaftierte chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo hat seine Ehefrau gebeten, für ihn die Auszeichnung in Oslo entgegenzunehmen. „Xiaobo hat mir gesagt, dass er hofft, dass ich nach Norwegen fahren und den Preis für ihn empfangen kann“, sagte Liu Xia per Telefon der Nachrichtenagentur Reuters. Auf die Frage, ob die Regierung in Peking sie reisen lassen würde, sagte sie: „Ich glaube, es wird sehr schwierig.“ Die Behörden hätten ihr bislang nicht ausdrücklich die Reise verboten. Liu Xia steht allerdings faktisch unter Hausarrest. Über Twitter kann sie offenbar wieder kommunizieren, wie das abendblatt.de erfuhr.
China wertet die Unterstützung ausländischer Regierungen für Liu Xiaobo als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten . Politiker einiger Länder nutzten die Auszeichnung, um China anzugreifen, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. „Das ist nicht nur eine Respektlosigkeit gegenüber dem chinesischen Rechtssystem, sondern stellt auch ihre wahren Absichten in Frage“, sagte er.
In chinesischen Staatsmedien hieß es: „Die Entscheidung über die Nobelpreisvergabe liegt immer in der Hand der USA, der Nato und der EU. Von Neutralität und Unabhängigkeit von Politik kann keine Rede sein.“ Diese Reaktion hat der Direktor des Norwegischen Nobel-Instituts, Geir Lundestad, anscheinend schon erwartet. In einem Interview mit der Deutschen Welle sagte Lundestad, dass der Frieden als politischer Begriff mit Menschenrechten und Demokratie untrennbar verbunden sei. Man könne jedoch in einem Land langfristig keinen Frieden gewährleisten, wenn die dortige Regierung „mehr oder minder systematisch die eigene Bevölkerung unterdrückt“, so Lundestad. „Wie man Frieden schafft, ist eine politische Frage.“
Für Liu hat der Nobelpreis offenbar bessere Haftbedingungen zur Folge. Statt der bescheidenen Massenkost, die sonst Gefangenen vorgesetzt wird, erhalte Liu extra für ihn zubereitetes Essen mit Reis, sagte seine Frau Liu Xia der Nachrichtenagentur AP. Das habe ihr der Bruder ihres Mannes mitgeteilt. Vor Liu Xias Wohnkomplex postierte Wachen lassen keine Besucher außer nahen Verwandten durch. Eine Delegation der Europäischen Union wurde abgewiesen, als sie ihr eine Grußbotschaft des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso überreichen wollte. Bislang gibt es keine offizielle Begründung für den Hausarrest. Von Vorwürfen gegen Liu Xia ist nichts bekannt.
Mit Material von Reuters und dapd.