US-Beamte konnten endlich eine Einigung mit China, Indien und Südafrika vermelden. Auch die Spitzenrunde einigte sich auf eine Erklärung.

Kopenhagen. Dramatisches Finale in Kopenhagen: Bis in den späten Abend haben die wichtigsten Länder der Welt am Freitag um die Grundzüge eines neuen Klimaabkommens gerungen. US-Beamte vermeldeten schließlich eine Teileinigung mit China, Indien und Südafrika, die sie als „wichtigen ersten Schritt“ werteten.

Auch die Staats- und Regierungschefs und weitere hochrangige Vertreter von rund 25 Staaten haben sich jetzt auf denText einer gemeinsamen politischen Erklärung verständigt. Das verlautete am Freitagabend aus Delegationskreisen der USA und Brasilien. Auch Barack Obama hat die Meldung über eine Einigung bereits bestätigt. Über Emissionsziele für die Industriestaaten für 2020 soll aber offensichtlich erst im Januar entschieden werden.

ZAHLEN, BEITRÄGE UND HINTERGRÜNDE ÜBER DEN KLIMAGIPFEL

Die Vereinbarung von USA und Schwellenländern sei ein erster Schritt, aber nicht genug, um die Bedrohung durch die Erderwärmung zu bekämpfen, hieß es aus der US-Delegation. Details über die Vereinbarung wurden zunächst nicht bekannt.

Der „Copenhagen Accord“ soll als politisches Abschlussdokument der zweiwöchigen UN-Klimakonferenz in Kopenhagen die Grundlage für ein verbindliches neues Weltklimaabkommen bilden. Das Abkommen selbst soll erst im kommenden Jahr fertig werden. Im Schlussdokument sollen aber aus deutscher Sicht bereits alle wichtigen Ziele festgeschrieben werden. Dazu zählen neben dem Zwei-Grad-Ziel auch Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase für Industrie- und Schwellenländer sowie Hilfszusagen von reichen an arme Länder.

Am Abend verhandelte US-Präsident Barack Obama mit führenden Staats- und Regierungschefs, darunter neben Merkel auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister Gordon Brown. Zweimal traf Obama den chinesischen Ministerpräsident Wen Jiabao. Gefragt, wie die Verhandlungen liefen, erklärte der US-Präsident, er sei „immer hoffnungsvoll“.

In Entwürfen der Schlusserklärung wurden konkrete Ziele zur Minderung klimaschädlicher Emissionen erwähnt, und zwar minus 80 Prozent bis zum Jahr 2050 für die Industriestaaten. Als letzten Termin für den Abschluss des eigentlichen UN-Abkommens wird in einigen Entwürfen der Dezember 2010 vorgegeben.

Noch am Morgen hatten die Verhandlungen kurz vor dem Scheitern gestanden: Erste Vorschläge der dänischen Konferenzführung für das Schlussdokument hatte die EU als nicht akzeptabel zurückgewiesen. Mit neuen Vorschlägen schien sich das Blatt jedoch zu wenden: „Wir haben jetzt keinen Stillstand mehr“, sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen am frühen Nachmittag. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung.“

Die Verhandlungen liefen in einer Gruppe von 25 Ländern, die alle Regionen der Welt repräsentieren sollten. Dazu gehörten neben Deutschland nicht nur die USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Australien, sondern auch China, Brasilien, Indien, Südafrika, Äthiopien, Algerien, Sudan, Saudi Arabien und Mexiko. Dennoch muss der Entwurf noch mit den anderen Staaten abgestimmt werden, die bei der UN-Konferenz mitverhandeln. Insgesamt sind 193 Länder beteiligt.

Obwohl die Chancen für einen Kompromiss den Tag über stiegen, sprach der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, von Krisenstimmung und einer „Achterbahnfahrt der Gefühle“. Obama war erst am Schlusstag der zweiwöchigen Konferenz angereist. Zeitweise waren bis zu 45.000 Teilnehmer angemeldet. Das ursprüngliche Ziel, bereits in Kopenhagen einen vollständigen UN-Vertrag abzuschließen, war bereits vor Beginn aufgegeben worden. Tagelang hatten die Delegierten praktisch auf der Stelle getreten. Zum Ziel, einen unbeherrschbaren Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatten sich praktisch alle Staaten aber immer wieder bekannt.