Politiker schreiben meist dröge Memoiren. Italiens Premier hat sich einem regierungstreuen Autoren geöffnet und plaudert drauflos.
Rom. Nach Monaten negativer Schlagzeilen über angebliche Sex-Parties und Affären mit Minderjährigen hat sich der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi jetzt in einem Buch geäußert. In dem Doppel-Band „Donne di Cuori“ (Herzdamen) des berlusconitreuen Starjournalisten Bruno Vespa plaudert der Ministerpräsident laut Medienberichten über die Aufregerthemen der letzen Zeit.
Es geht um den „Fall Noemi“ – seine angeblichen amourösen Treffen mit einem damals minderjährigen Schulmädchen aus Neapel. Und auch die Gerüchte über angebliche Orgien mit Call-Girls im Regierungspalast und seine Probleme mit der Justiz kommen zur Sprache. Die Neuerscheinung ist laut „Corriere della Sera“ vor allem eine Rechtfertigungsschrift nach dem Motto „Così fan tutti“ (So machen es alle). So stelle Vespa neben das lange Interview mit dem 72-jährige Medienmogul Berlusconi allerlei privat-politischen Herz-Schmerz aus anderen Ländern und Jahrhunderten: angefangen von den Liebschaften Heinrich VIII. bis zum Privatleben des französischen Ministerpräsidenten Nicolas Sarkozy.
Für die Berlusconi-kritische römische Tageszeitung „La Repubblica“ sind die Antworten des Ministerpräsidenten „unvollständig, falsch und 175 Tage zu spät“. Die Zeitung veröffentlicht seit Mai jeden Tag zehn Fragen an den Regierungschef. Gefragt wird etwa, wann er das langbeinige, blonde Schulmädchen Noemi Letizia kennengelernt habe, ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen habe und ob ihn die angeblichen Treffen mit Callgirls nicht politisch erpressbar machten. Berlusconi hatte von der Zeitung im August deswegen eine Million Schadenersatz gefordert. Ein Verfahren steht bisher noch aus. (dpa)