Ein seelisch kranker Mann hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine Statuette an den Kopf geworfen. Anklage wurde erhoben.
Mailand. Ein mental verwirrter Mann hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi angegriffen und ihm die Nase gebrochen. Blutüberströmt wurde Berlusconi nach dem Vorfall sofort in ein Krankenhaus gebracht. Dort stellte sein Arzt, Alberto Zangrillo, fest, dass Berlusconi auch zwei Zähne ausgeschlagen wurden. Zudem wurden Schnittwunden an der Lippe genäht. Zur Beobachtung blieb der 73-jährige Politiker über Nacht im Krankenhaus.
Berlusconi hatte gerade eine Rede auf einem Platz hinter der Kathedrale in Mailand beendet, als der 42 Jahre alte Mann ihn aus nächster Nähe mit einer Plastik-Miniaturausgabe der Kathedrale angriff. Wie die Polizei mitteilte, ist der Mann seit zehn Jahren wegen psychischer Probleme in Behandlung. Er wurde verhaftet.
Fernsehbilder zeigten den Regierungschef mit geschwollenem Gesicht und blutverschmiertem Mund. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete unter Berufung auf Krankenhauskreise, Berlusconi habe zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren. Als er die Notaufnahme verließ und in sein Krankenhauszimmer gebracht wurde, rief er wiederholt „Es geht mir gut, es geht mir gut“, wie Ansa aus Krankenhauskreisen erfuhr.
Ein Augenzeuge sagte dem Nachrichtensender Sky TG-24, der Angreifer habe Berlusconi von der Seite attackiert und auf die Wangen getroffen. Die Lippe des Regierungschefs habe geblutet. Verteidigungsminister Ignazio La Russa, der den Vorfall aus der Nähe miterlebte, berichtete, der Ministerpräsident habe am Mund und aus der Nase geblutet.
Der Angreifer, der 42-jährige Massimo T., wurde sofort festgenommen. Auf den Fernsehbildern machte er einen abgestumpften Eindruck, als die Polizei ihn abführte und vor wütenden Passanten abschirmte. Noch am Abend wurde er offiziell wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung beschuldigt . Die Klage sei von dem für Terrorismus zuständigen Mailänder Staatsanwalt Armando Spataro erhoben worden, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Staatsanwalt Spataro begründete den Vorwurf des Vorsatzes damit, dass der Angreifer auch ein Kruzifix und Tränengasspray in seiner Jackentasche gehabt habe. T. war unmittelbar nach der Attacke auf den Regierungschef in Mailand festgenommen worden. Nach einem Polizeiverhör wurde er in Untersuchungshaft genommen. Laut Ansa war der Angreifer seit rund zehn Jahren wegen psychischer Probleme in Behandlung.
Der Vorfall ereignete sich nach einer Parteiveranstaltung in Mailand, auf der Berlusconi der politischen Linken „Hass und Missgunst“ vorgeworfen hatte. Zudem kritisierte er erneut die Richter als „politisiert“. u Beginn der Veranstaltung war Berlusconi von rund einem Dutzend Menschen ausgebuht und ausgepfiffen sowie als „Clown“ beschimpft worden.
Der Regierungschef rief ihnen daraufhin mehrfach laut zu, sie sollten sich schämen. Daraufhin gerieten die Demonstranten und junge Ordnungskräfte der Veranstaltung aneinander, woraufhin die Polizei eingriff. 2004 war Berlusconi bei einem ähnlichen Vorfall verletzt worden. Ein junger Mann hatte sein Kamerastativ nach dem Ministerpräsidenten geworfen und ihn am Kopf verletzt.
Die Attacke löste sowohl bei seinen Anhängern als auch bei seinen Kritikern eine Welle der Sympathie für den Ministerpräsidenten aus. Der Politiker ist nach einer Reihe von Skandalen geschwächt. Zudem muss er sich wohl wieder vor Gericht verantworten, nachdem ein von ihm initiiertes Gesetz, das ihn vor jeglicher Strafverfolgung schützen sollte, vom Obersten Gericht des Landes gekippt wurde. Der Medienunternehmer sieht sich als Opfer von Kommunisten, von parteiischen Medien und eifersüchtigen Linken.
„Das war ein Akt des Terrorismus“ sagte der Chef der rechtsstehenden Liga-Nord und Berlusconi-Verbündete, Umberto Bossi, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. „Es gab schon seit längerer Zeit ein bedrückendes Klima, und was heute passiert ist, ist ein beunruhigendes Zeichen.“