Der Boykott gehört zu den stärksten nicht militärischen Waffen, die der Politik zur Verfügung stehen. Entsprechend sparsam ist seine Anwendung zu...

Der Boykott gehört zu den stärksten nicht militärischen Waffen, die der Politik zur Verfügung stehen. Entsprechend sparsam ist seine Anwendung zu dosieren. Dass die Bundesrepublik zum Boykott etwa von Uno-Konferenzen neigt, kann man nicht behaupten - es ist seit der Aufnahme Deutschlands in den Weltbund 1973 noch nie vorgekommen. Bis jetzt. Spektakulär versagt Deutschland der Anti-Rassismus-Konferenz in Genf seine Teilnahme - und dies aus sehr gutem Grund.

Vor acht Jahren war die Vorgänger-Konferenz in Durban mit dem Entwurf einer Resolution zulasten Israels zu Ende gegangen, deren Geist man nur als glühend antisemitisch bezeichnen kann. Autoren dieses Papiers waren der Iran und einige arabische Staaten. Und nun bestand die Gefahr, dass dieses Gift auch das Treffen in Genf durchtränken würde. Wie zur Illustration erhielt Irans Staatschef Mahmud Ahmadinedschad dort gestern Gelegenheit, ausführlich seine krude Sicht auf die Menschenrechte und den Staat Israel auszubreiten. Seine unerträglichen Attacken auf die einzige Demokratie im Nahen Osten lassen die Konferenz am Genfer See zu einer zynischen Farce verkommen. Der frühere Revolutionsgardist ist gerade der Rechte, um der Welt Lektionen zu erteilen und Israel Barbarei vorzuwerfen: Ahmadinedschad, der den Holocaust leugnet und indirekt die Vernichtung des jüdischen Staates gefordert hat, steht einem Regime vor, das Kinder an Baukränen aufhängt, nachdem sie vorher halb tot gepeitscht wurden. So viel zum Thema Barbarei.

Die deutsche Regierung hat die richtige Entscheidung getroffen - wenn auch beunruhigend spät.

Der Auszug der europäischen Delegierten während der rassistischen Rede des iranischen Präsidenten stellt eine kleine Ehrenrettung für die EU dar. Denn dass sie sich nicht auf einen Boykott hatte einigen können, ist ein Schandfleck.