Der Vatikan verurteilt die anti-israelischen Hetzreden. Trotzdem müsse die Konferenz weitergehen. Bundesregierung ist entsetzt und sieht sich bestätigt. SPD-Außenpolitiker Klose lobt Kanzlerin Merkel. Im iranischen Parlament wurde Ahmadinedschads gefeiert: „Danke, danke, unserem heldenhaften Präsidenten“, riefen die Abgeordneten.

Genf/Berlin/Prag. Jetzt schaltet sich auch der Papst in die Debatte um Rassismus, die Uno-Konferenz in Genf und den Auftritt des iranischen Präsidenten ein. Der Vatikan hat in einer offiziellen Erklärung die anti-israelische Rede von Mahmud Ahmadinedschad verurteilt. Dieses Forum für "extremistische und beleidigende politische Stellungnahmen gegen irgendeinen Staat" zu nutzen, diene nicht dem Dialog und schüre Konflikte. Benedikt XVI. rief zu einem "Geist des Dialogs und der gegenseitigen Offenheit" auf. Zweck der Verhandlungen müsse ein wirksamer Kampf gegen Rassismus und Intoleranz sein.

Bereits am Montagabend hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi anti-israelische Äußerungen von Ahmadinedschad als extremistisch und inakzeptabel zurückgewiesen, im gleichen Zug aber eine Fortsetzung der Konferenz umso dringlicher genannt.

Deutschland und die EU haben die israelfeindlichen Äußerungen von Ahmadinedschad scharf verurteilt. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), bezeichnete die Rede als empörend. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft wies die Darstellung Israels als rassistisches Regime aufs Schärfste zurück.

Deutschland gehört neben den USA und Israel zu den neun Ländern, die nicht an der UN-Konferenz teilnehmen. Die Bundesregierung sah die Gründe für ihren Boykott bestätigt. "Wir haben genau das befürchtet, was jetzt eingetreten ist", sagte Erler. Wie erwartet habe Ahmadinedschad das Genfer Treffen als Plattform für seine Attacken gegen Israel missbraucht.

Erler betonte, dass der Antisemitismus des iranischen Präsidenten von allen EU-Ländern gleichermaßen abgelehnt werde, auch von den Staaten, die an der Konferenz teilnehmen. Es gebe nur unterschiedliche Schlussfolgerungen, wie damit umzugehen sei.

Die tschechische EU-Präsidentschaft bekräftigte, dass die Mehrzahl der EU-Länder weiter an der Konferenz teilnehmen werde: "Wir erwarten, dass die Konferenz in einem Geist von gegenseitigem Respekt und Würde ausgetragen wird." Mit dem Entwurf der Abschlusserklärung hätten die verbliebenen EU-Länder keine Schwierigkeiten mehr.

Staatsminister Erler erklärte dagegen, man könne auf der Konferenz nun "nicht einfach zur Tagesordnung übergehen": "Es wird sich erstmal noch herausstellen müssen, ob eigentlich diese Konferenz den Schock von diesem Auftritt von Ahmadinedschad übersteht", sagte Erler.

Ob sich Deutschland doch noch an dem fünftägigen Uno-Treffen beteiligen werde, ist laut Erler nicht vorherzusagen. Die Bundesregierung hatte vor der Konferenz erklärt, sie werde den Verlauf sehr genau beobachten und womöglich zu einem späteren Zeitpunkt teilnehmen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die Bundesregierung zur Mitarbeit an den restlichen Konferenztagen auf. Nun müsse man zur Sacharbeit zurückkehren, sagte die Direktorin der deutschen Sektion, Marianne Heuwagen, im Deutschlandfunk.

Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose verteidigte das deutsche Fernbleiben. Die Ausfälle Ahmadinedschads, der sich für die Präsidentschaftswahlen im Iran profiliere wolle, seien zu erwarten gewesen. Daher sei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gut beraten gewesen, sich nicht "mit Ahmadinedschad auf einer solchen Konferenz auf einem solchen Niveau" auseinandersetzen zu müssen.

Das iranische Parlament ließ am Dienstag die Tagesordnung einfach fallen und befasste sich nur noch mit Ahmadinedschads kontroversem Auftritt in Genf. "Danke, danke, unserem heldenhaften Präsidenten", riefen die Abgeordneten. Auch die hiesige Presse hatte nur Lobeshymnen auf ihren Titelseiten. Das Regierungsblatt "Iran Daily" schrieb: "Der Ruf nach Gerechtigkeit im Herzen Europas Ahmadinedschad verärgert Rassisten im Westen."