Die antiisraelische Rede des iranischen Staatschefs Mahmud Ahmadinedschad hat heftige Kritik von allen Seiten ausgelöst. In Israel schlugen die Wogen besonders hoch. Vize-Regierungschef Silvan Schalom verglich den Iran mit Hitler-Deutschland. Bilder der Konferenz.

Die antiisraelische Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf der Anti-Rassismus-Konferenz der Vereinigten Nationen hat weltweit für Empörung gesorgt. Besonders in Israal schlagen die Wogen hoch.

Vor Beginn des "Marsches der Lebenden" zum Holocaust-Gedenken im NS-Konzentrationslager Auschwitz verglich Vize-Regierungschef Silvan Schalom den Iran mit Hitler-Deutschland. Was der Iran derzeit zu tun versuche, sei "nicht weit von dem entfernt, was Hitler dem jüdischen Volk vor 65 Jahren angetan hat", sagte Schalom.

Bereits während seiner Ansprache am Montag in Genf, in der Ahmadinedschad Israel als "grausamstes und rassistischstes Regime" überhaupt bezeichnet hatte, hatten rund 60 Delegierte der europäischen Staaten den Saal verlassen. Mehrere Demonstranten unterbrachen den Vortrag mit Zwischenrufen wie "Schande!" und "Rassist".

Auch der Vatikan äußerte seine Empörung über die Aussagen. Sie seien "extremistisch und inakzeptabel", sagte Sprecher Federico Lombardi am Dienstag. Zugleich verteidigte Lombardi die Teilnahme des Vatikans an der Tagung in Genf. Die Veranstaltung sei "eine wichtige Gelegenheit, um den Kampf gegen Rassismus und Intoleranz voranzubringen".

Ahmadinedschad hatte Israel "barbarische und rassistische Verbrechen" vorgeworfen. "Zionisten" hätten zusammen mit Waffenherstellern den Irak-Krieg 2003 ausgelöst. Der iranische Präsident sprach als erster Regierungsvertreter in Genf gesprochen. Seine Rede dauerte knapp 30 Minuten, obwohl nur sieben Minuten verabredet waren.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich über die Aussagen von Ahmadinedschad erschüttert und enttäuscht. Er habe die Konferenz dazu genutzt, "Schuldzuweisungen zu machen, zu spalten und aufzuhetzen". Er verurteilte die Rede sehr scharf. "Es ist zutiefst bedauerlich, dass mein Appell, sich der Zukunft der Einheit zuzuwenden, nicht beachtet wurde".

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte die Aussagen ebenfalls. "Die Äußerungen des iranischen Präsidenten sind genauso schlimm wie befürchtet, sie sind aber auch keine Überraschung", sagte der Vizepräsident Dieter Graumann am Dienstag. Seit vielen Jahren rufe der iranische Staatschef dazu auf, Israel zu vernichten. Er leugne den Holocaust und bereite gleichzeitig den nächstmöglichen vor.

Deutschland boykottiert bisland die Konferenz. Auch die USA, Kanada, Israel und Australien nehmen nicht teil. Der Zentralrat der Juden unterstützt die Entscheidung. "Die Bundesregierung hat eine kluge und mutige Entscheidung getroffen", sagte Graumann. Auch der CDU-Europapolitiker Elmar Brok begrüßte die Absage Deutschlands. Eine Beteiligung hätte das zu erwartende Konferenzergebnis legitimiert, sagte der Europaabgeordnete in Brüssel.

Eine spätere Teilnahme an der Anti-Rassismus-Konferenz schließt die Bundesregierung Deutschland allerdings nicht aus. Bei einer positiven Entwicklung werde Deutschland im Laufe der Woche "noch einsteigen", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin. Man wolle jedoch keine Kulisse für eine umfunktionierte Veranstaltung hergeben. Es wird weiterhin befürchtet, dass Hasstiraden, Schmähreden und antiisraelische Ausfälle folgen könnten.