Die Nato arbeitet an einer langfristigen Strategie gegen die Piraten. Vorbereitungen schon in vollem Gang.
Hamburg/Berlin. Die Deutsche Marine hat erneut Nothilfe gegen einen Angriff von Piraten geleistet. Wie das Verteidigungsministerium gestern mitteilte, schickte die Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" am Sonntagnachmittag ihren Bordhubschrauber in Richtung zweier Handelsschiffe, die im Golf von Aden von Piraten mit Schnellbooten angegriffen worden waren. Den Angaben zufolge verließen die Piraten daraufhin das Seegebiet, die beiden Handelsschiffe konnten ihre Fahrt fortsetzen.
Gegen die Piraten am Horn von Afrika formiert sich Widerstand auf internationaler Ebene. In Berlin sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): "Angesichts der immer größeren Dreistigkeit der somalischen Piraten müssen wir dringend handeln. Wir brauchen endlich wieder sichere Seewege am Horn von Afrika." Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) drang auf ein "robustes europäisches Mandat", das die Bundesregierung mit einer Fregatte unterstützen will. Der Vize-Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Karl Lamers (CDU), sagte im "ARD-Morgenmagazin", die Deutsche Marine könne voraussichtlich noch vor Weihnachten Piraten auf hoher See bekämpfen. Bereits in wenigen Tagen erwarte er einen entsprechenden Kabinettsbeschluss: "Eile ist geboten." Derzeit werde geprüft, ob und inwieweit deutsche Polizisten an Bord sein müssen, um Piraten festzunehmen. Auch die Grünen haben sich für eine deutsche Beteiligung an einem internationalen Einsatz gegen die Piraten ausgesprochen. Jedoch müsse eine klare Resolution der Uno die rechtliche Grundlage liefern, sagte Parteichefin Claudia Roth. In Somalia seien 3,5 Millionen Menschen in Not.
Die Nato hat eine langfristige Strategie gegen die Bedrohung der Seeschifffahrt in Auftrag gegeben. Der Nato-Oberkommandeur, US-General Bantz J. Craddock, sagte in Mons, er sei damit beauftragt worden, die langfristigen Möglichkeiten der Nato bei der Bekämpfung der Piraterie zu prüfen. Die Vorbereitungen zur Übergabe von vier Kriegsschiffen der Nato vor der Küste Somalias an die Europäische Union seien in vollem Gange.
Am entschiedensten ging bislang Indien gegen die Piraten vor: Am 18. November versenkte die Fregatte "INS Tabar" ein Mutterschiff der Piraten per Beschuss . In Teheran sagte Vize-Verkehrsminister Ali Taheri, der Iran sei fähig und bereit, notfalls militärisch gegen die Piraten vorzugehen.
Indessen haben die somalischen Entführer des Supertankers "Sirius Star" ihre Lösegeldforderung von 25 Millionen Dollar auf 15 Millionen herabgesenkt. Nach Drohungen islamistischer Milizen in Somalia, gegen die Piraten vorzugehen, ließen die Entführer gestern die Anker vor der Hafenstadt Haradhere lichten.