Schwester von Helmut H. aus Bayern überzeugt: “Seine durchdachte und menschliche Art wird ihm helfen.“

München/Istanbul/Berlin. Tiefe Betroffenheit herrscht unter den Angehörigen und Kollegen der drei in der Osttürkei entführten Bergsteiger. Die Schwester des entführten Helmut H. aus dem bayerischen Abensberg ist aber zuversichtlich, dass die Geiselnahme ein gutes Ende nehmen wird. "Ich glaube, das geht alles gut aus. Mein Bruder ist da sehr, sehr abgeklärt", sagte Elfriede H. Sie wette, "dass ihm seine durchdachte und menschliche Art helfen wird".

H. habe als Bergsteiger bereits Touren in Länder wie Bolivien und Tibet organisiert und sei sehr erfahren. "Er bewahrt immer einen kühlen Kopf", betonte seine Schwester. Der 65-jährige H. ist laut Medienberichten Diplom-Ingenieur. In seiner Freizeit ist er Vorstand der Alpenvereins-Sektion Kehlheim, die die Bergtour organisiert hat, in deren Verlauf drei Männer als Angehörige einer 13-köpfigen Reisegruppe von PKK-Rebellen verschleppt worden waren.

Nach ihren Informationen habe sich ihr Bruder freiwillig als Geisel zur Verfügung gestellt, sagte Frau H. - wohl auch, weil er sich als Organisator der Gruppe verantwortlich gefühlt habe und die anderen schützen wollte. "Mein Bruder hat da gleich versucht, eine Verhandlungsbasis aufzubauen", erzählte sie. Zum Rest der Reisegruppe gehöre auch ihr Neffe Klaus H., der Sohn des Entführten. H.s Frau wollte sich nicht äußern. Sie ließ ausrichten, dass sie derzeit mit niemandem sprechen wolle.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Alpenvereins, Thomas Urban, sagte, H. sei ein erfahrener Bergführer. Er habe auch schon zuvor eine Tour auf den 5137 Meter hohen Ararat geführt, die völlig normal verlaufen sei. "Das ist kein exotisches Gebiet", sagte Urban. Auch habe es keine explizite Reisewarnung des Auswärtigen Amts für den Berg gegeben.

Bei den Kollegen der Geisel Lars R. (33) herrschte große Betroffenheit, nachdem bekannt geworden war, dass er zu den Entführten gehört. "Das hat bei uns wie eine Bombe eingeschlagen", sagte Jürgen Engl, der Standortleiter der Saline Bad Reichenhall. "Wir hoffen, dass das alles bald vorbeigeht." Engl bestätigte einen Bericht der "Bild"-Zeitung, demzufolge R. aus Laufen an der Salzach stammt und vor neun Monaten Vater geworden ist.

Neben Helmut H. und Lars R. wurde der 47-jährige Martin S. entführt, laut "Bild" ebenfalls Diplomingenieur. Die Angehörigen der Entführten und andere Betroffene werden nach Angaben des Alpenvereins von drei psychologisch geschulten Mitarbeitern eines Kriseninterventionsteams betreut.

Die restliche Bergsteigergruppe vom Ararat ist auf dem Rückweg nach Deutschland. "Es geht ihnen gut", sagte Franz Eder vom Münchner Reiseveranstalter Seb. "Die Gruppe braucht keine Hilfe, die sind versorgt. Die brauchen eher Ruhe", sagte Eder nach einem Kontakt mit dem Reiseleiter in der Türkei. Die Gruppe bestand ursprünglich aus 13 Bergsteigern, von denen drei von PKK-Rebellen entführt wurden. Die Gruppe kam per Bus in der osttürkischen Stadt Van an und sollte von dort nach Ankara fliegen. Ihre Rückkehr solle "früher als ursprünglich vorgesehen" erfolgen, sagte Eder. Dass der Deutsche Alpenverein (DAV) ein Kriseninterventionsteam in die Türkei schickte, sah Eder skeptisch. Der DAV habe mit der Reise bislang überhaupt nichts zu tun gehabt. Das Auswärtige Amt kümmere sich um die Gruppe.

Videoberichte zur Entführung