Zahlreiche Prominente, Popstars, Schauspieler und Hunderttausende Menschen haben am Sonntag mit einem stimmungsvollen Konzert in Washington den künftigen US-Präsidenten Barack Obama gefeiert.
Washington. Nur zwei Tage vor seiner Amtseinführung wurde die "National Mall" zwischen dem weißen Haus und dem Kapitol zu Jubelmeile. "Willkommen zu diesem Fest für Amerikas Erneuerung!" rief der den gefeierte Obama den begeisterten Menschen zu.
Trotz klirrender Kälte strömten die Bürger von morgens an zum Lincoln Memorial im Herzen der US-Hauptstadt. Dick eingepackt drängten sie sich dicht an dicht und klettern sogar auf Bäume, um einen Blick auf die Bühne erhaschen zu können. "Es ist nicht kalt, hier wird es jetzt mächtig heiß", redet ein Vater seinen zwei kleinen Töchtern die Kälte aus. Die Zuschauer durften wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen weder Rucksäcke noch Thermoskannen mitbringen. Also musste man sich im dichten Gedränge aneinanderkuscheln und von der Atmosphäre wärmen lassen. "Das ist uns egal, Hauptsache wir sind hier", strahlte die Nonne Mary Popit. "Alle sind hier, um ihn zu sehen. Die Musik ist nett - aber Nebensache!"
Dabei hat Popstar Obama starke Konkurrenz: Das Programm des Konzerts unter dem Motto "We Are One" (Wir gehören zusammen) las sich wie das "Who is Who" der Popmusik: Den Auftakt machte Rocklegende Bruce Springsteen mit dem Song "The Rising", umrahmt von einem Gospelchor. Der "Boss" hatte Obama schon im Wahlkampf unterstützt. Daneben traten auf eigene Kosten auch die irische Band U2, James Taylor, Jon Bon Jovi, Beyonce, John Legend, John Mellencamp und Garth Brooks auf. Obama, seine Frau Michelle und ihre beiden Töchter Sasha (7) und Malia (10) saßen neben Vizepräsident Joe Biden und Ehefrau Jill gerührt zu den steinernen Füßen von Abraham Lincoln. Der 16. US-Präsident, der vor allem für den Sieg über die Sklaverei steht, wurde von Obama immer wieder als sein Vorbild zitiert. Als jedoch Stevie Wonder gemeinsam mit der kolumbianischen Sängerin Shakira den frenetischen Jubel der Fans mit einem "Wir gehören zusammen" übertönen, hielt es auch die Obamas nicht mehr auf ihren Stühlen.
Wie bei einem Pop-Konzert mussten die vielen Fans auf ihren Star warten. Die Musiker waren eher "Vorgruppe". Die angereisten Zuschauer mussten vor dem Lincoln Memorial diverse Obama-Sprechchöre anstimmen, bis endlich ihr großer Star die Bühne betrat. Obama schwor sie angesichts von Kriegen und Wirtschaftskrise noch einmal auf die großen Aufgaben ein, die alle in den nächsten Jahren gemeinsam angehen müssten. Obama machte ihnen aber auch Mut. "Wir werden länger als einen Monat oder ein Jahr brauchen, wahrscheinlich sind viele nötig." Doch habe diese Nation schon die größten Schwierigkeiten gemeistert, "denn es gibt kein Hindernis, das Millionen Stimmen bremsen kann, die nach einem Wechsel rufen."
Still wurde es, als zwischen den Songs Prominente wie die Schauspieler Denzel Washington, Morgan Freeman aus historischen Texten zitieren oder die amerikanische Geschichte Revue passieren lassen. "Wir können der Geschichte nicht entfliehen", zitierte der Kinostar Tom Hanks Abraham Lincoln und seine Definition von Demokratie: "So wie ich kein Sklave sein möchte, möchte ich auch kein Herrscher sein."
Lauten Applaus erhielt auch Martin Luther King III., ein Sohn des legendären Bürgerrechtlers. Unter lautem Applaus auf den Stufen, von denen sein Vater 1963 seine berühmte Rede "I have a dream" gehalten hatte, sprach King zu den Zuschauern. "Ich war 1963 beim Marsch für die Bürgerrechte dabei", strahlte Emmanuel Jenkins aus Long Island. "Ich habe King gehört und habe schon 1960 John F. Kennedy. Es war großartig. Aber damals gab es nicht diese grenzenlos positive Stimmung, diese Hoffnung, wie Obama sie verströmt." Der schwarze, alte Mann schluckt. "Obama spricht zu den Menschen, er kommt an - und so geht es einfach allen hier."