Das größte Krankenhaus an der Südküste Israels ist im Untergrund verschwunden. Seit dem Beginn der Militäroffensive gegen die Hamas im Gazastreifen...

Aschkelon. Das größte Krankenhaus an der Südküste Israels ist im Untergrund verschwunden. Seit dem Beginn der Militäroffensive gegen die Hamas im Gazastreifen hat das Krankenhaus Barsilai den Notfallplan aktiviert, um sich vor palästinensischen Raketen zu schützen.

"Wir haben uns darauf vorbereitet", sagt der stellvertretende Direktor Ron Lobel. "In einer Stadt wie Aschkelon reicht eine Rakete, um uns viele Verletzte zu bescheren."

Die Bedrohung ist real: Im Februar schlug eine Rakete neben dem Hubschrauberlandeplatz der Klinik ein, im Mai traf es ein Einkaufszentrum, 14 Menschen wurden verletzt. Trotz des Einsatzes der gesamten israelischen Militärmacht im Gazastreifen, wo Hunderte Palästinenser starben und auch die Zahal, die Armee, ihren ersten Gefallenen zu beklagen hatte, werden weiter täglich Raketen auf Israel abgeschossen.

Aschkelon mit seinen 120 000 Einwohnern liegt nur rund 17 Kilometer nördlich der Grenze und ist damit die am meisten gefährdete israelische Großstadt. Die Hälfte der Patienten wurde von den Ärzten zu Beginn der Offensive nach Hause geschickt, die Übrigen wurden in Lagerräume im Keller verlegt. Vor allem die kaum mobilen Patienten - Schwerkranke, Ältere, Säuglinge und die Schwangeren - liegen inzwischen in den überfüllten Kellerräumen. Gemäß dem Notfallplan des Krankenhauses wurde auch sofort ein Krisenstab eingerichtet, mit Standleitungen zu Streitkräften, Polizei und Sanitätern an der Front. Von den 500 Betten des Krankenhauses sind derzeit nur 200 belegt. Behandelt werden nur noch Notfälle: Wer transportfähig ist, wird in Einrichtungen fernab der Front verlegt, wo die Patienten sicherer sind und wo auch mehr Platz zur Verfügung steht.

Vergangene Woche traf eine Rakete ein Wohnhaus, drei Verletzte mit Schrapnellwunden wurden ins Barsilai eingeliefert. Seither flogen fast täglich Raketen in Richtung der Stadt oder ihrer Ausläufer.

Es ist der alltägliche Irrsinn im südlichen Israel: Die Sirenen beginnen zu heulen, die Menschen rennen, um sich in Häusern, Schutzräumen und Kellern in Sicherheit zu bringen. Nach einer Weile, wenn die Detonationen in der Ferne zu hören waren, füllen sich die Straßen wieder. Das Leben der Menschen geht weiter.

"Wenn es plötzlich aus dem Nichts kommt, da bleibt einem das Herz stehen", sagte die 59-jährige Zipi Mosche nach einem Bombenalarm. "Wo soll das enden? Ich schätze, wir müssen einfach stark sein, aber es ist nicht einfach", sagt sie mit zitternder Stimme.

In der Untergrund-Kinderabteilung des Barsilai hingegen herrscht Frieden. Ein Clown zieht um die Kinderbetten und versucht die kleinen Patienten zum Lachen zu bringen - Palästinenser und Israelis. Lobel erklärt, Barsilai habe enge Verbindungen zum Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt und übernehme Patienten, deren Versorgung dort nicht gewährleistet werden könne. Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass Kollegen anriefen und um Rat fragten, während Raketen auf Aschkelon flögen.

"Es mag völlig absurd erscheinen, aber wir haben das Privileg, Ärzte zu sein", sagt Lobel. "Unsere Medizinerethik unterscheidet nicht zwischen Patienten. Wir behandeln, wer auch immer behandelt werden muss."