Papst Benedikt XVI. scheint den richtigen Ton getroffen zu haben. Sein am Mittwoch veröffentlichtes Schreiben an die katholischen Bischöfe zu den turbulenten Ereignissen der vergangenen Wochen trifft weltweit auf Erleichterung und Wohlwollen. Hier sehen Sie Bilder vom Papst.
Rom/Hamburg. Papst Benedikt XVI. scheint den richtigen Ton getroffen zu haben. Sein am Mittwoch veröffentlichtes Schreiben an die katholischen Bischöfe zu den turbulenten Ereignissen der vergangenen Wochen trifft weltweit auf Erleichterung und Wohlwollen.
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses in New York, Ronald S. Lauder, lobte besonders das Eingeständnis des Papstes eigener Fehler bei der Aufhebung der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen der Pius-Bruderschaft. Der Pontifex habe außerdem eindeutige Worte zur Leugnung des Holocaust durch Bischof Richard Williamson gefunden. Weiter sagte Lauder: "Das Schreiben erfüllt die zentralen Erfordernisse für das interreligiöse Gespräch: Aufrichtigkeit und den Willen, schwierige Punkte direkt anzugehen." Der Jüdische Weltkongress werde seine Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche fortsetzen, um wechselseitiges Verständnis und Respekt zu fördern.
Auch aus Israel kommen versöhnliche Töne in Richtung Vatikan. Der Großrabbiner von Haifa, Schear Jaschuv Cohen, hat Benedikt XVI. gestern bei einem Treffen in Rom für seine klaren Worte gegen die Leugnung der Shoah gedankt. Die päpstliche Stellungnahme habe die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Juden und Katholiken ermöglicht, erklärte Cohen im Namen des israelischen Großrabbinats. Die Vereinigung hatte das Treffen mit dem Papst im Januar abgesagt, aus Protest gegen die Wiederaufnahme des antisemitischen Bischofs Williamson in die katholische Kirche.
Mit großer Zufriedenheit reagierten die katholischen Laien in Deutschland auf das päpstliche Schreiben. "Wir sind dankbar für die Klarstellung des Papstes zur gegenwärtigen Debatte", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer. Der Brief sei ein geschichtlich einmaliges und sehr persönliches Dokument, das sein Festhalten am Zweiten Vatikanischen Konzil und sein Bekenntnis zur Versöhnung zwischen Juden und Christen, zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog eindrucksvoll bekräftige. Es bleibe jedoch dabei, dass die Pius-Bruderschaft sich zum Zweiten Vatikanischen Konzil bekennen müsse.
Der als äußerst konservativ geltende Kölner Kardinal Joachim Meisner bedauerte, dass die Exkommunikation der Pius-Brüder zu Kritik am Papst geführt habe. Wie Kardinal Meisner erklärte, habe der Papst eine Geste der Versöhnung setzen wollen: "Dass die leise Gebärde einer hingehaltenen Hand zu einem großen Lärm und gerade so zum Gegenteil von Versöhnung geworden ist, mussten wir zur Kenntnis nehmen." Es stimme bitter, dass diese Geste in der öffentlichen Meinung abgewertet und umgedeutet worden sei, so Meisner.
Der Papst war in den letzten Wochen ins Kreuzfeuer der Weltöffentlichkeit geraten, nachdem er vier exkommunizierten Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft ohne Vorbedingung die Rückkehr in die Kirche gewährt hatte. Einer von ihnen, der Brite Richard Williamson, hatte nur wenige Tage zuvor im schwedischen Fernsehen den Völkermord an den europäischen Juden bagatellisiert.