Er habe sich schuldig gemacht am Tod von Millionen Menschen durch Aids: Papst Benedikt XVI. ist in einer holländischen Gerichts-Show wegen seiner ablehnenden Haltung zu Kondomen als Schutz vor der Immunschwächekrankheit verurteilt worden.
Amsterdam. In der TV-Show, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Niederlande ausgestrahlt wird, sprach eine fünfköpfige "Bürger-Jury" den Papst wegen der strikten Ablehnung von Kondomen als Schutz vor Aids schuldig. Benedikt der XVI. hatte wiederholt und erst kürzlich auf seiner Afrikareise erklärt, dass Aids nicht mit Kondomen zu besiegen sei. Diese würden vielmehr "das Problem noch verschlimmern". Wichtiger als Verhütungsmittel ist nach Ansicht des Papstes ein Lebenswandel nach moralischen Maßstäben. Mit diesen Äußerungen, so die Begründung der TV-Jury, würde der Papst die Ausbreitung der tödlichen Immunschwächekrankheit fördern.
Allerdings war der Schuldspruch der Jury nicht einstimmig. In der Sendung, die in Holland viel Beachtung findet, argumentierte der Amsterdamer Star-Anwalt Gerard Spong als "Advokat des Teufels" gegen das Urteil. In seinem Plädoyer betonte er, die katholische Kirche kümmere sich um Aidskranke und kämpfe gegen deren Stigmatisierung. Außerdem seien auch Wissenschaftler davon überzeugt, dass die Aufforderung zum Kondomgebrauch die Menschen dazu verleite, riskante Sex-Praktiken zu benutzen. Spong hatte in der ersten Folge der Reality-Show auch den Terroristenführer Osama bin Laden verteidigt.
Ohne Gegenstimme wurde der Papst hingegen wegen seiner diskriminierenden Haltung gegenüber Frauen und Homosexuellen verurteilt. Einen "Freispruch" erreichte Verteidiger Spong im dritten Anklagepunkt. Benedikt XVI. wurde in der Show auch vorgeworfen, im Zusammenhang mit den Äußerungen des Holocaust-Leugners Richard Williamson zu zögerlich reagiert und damit den Antisemitismus legitimiert zu haben.
Die drei Anklagen gegen den Papst in der Gerichtssendung auf dem Sender Nederland 2 wurden vom renommierten Fernseh-Korrespondenten Aad van den Heuvel und dem Moraltheologen Jean-Pierre Wils vertreten. Dieser hatte kürzlich wegen der Williamson-Affäre der katholischen Kirche den Rücken gekehrt.
Die Äußerungen des Papstes auf seiner ersten Afrikareise Mitte März waren weltweit kritisiert worden. In Afrika leben 67 Prozent der HIV-infizierten Menschen der Welt, 17 Millionen sind dort schon an Aids gestorben.