Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen ist in Nordirland ein tödlicher Anschlag auf Sicherheitskräfte verübt worden. Zu dem Attentat auf einen Polizisten in Craigavon bekannte sich eine Splittergruppe der katholischen Untergrundorganisation IRA. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. Der britische Premierminister Gordon Brown erklärte in London, es werde dennoch „keinen Rückfall in alte Zeiten“ geben.

Mehrere Polizisten in der etwa 30 Kilometer südwestlich von Belfast gelegenen Kleinstadt Craigavon waren nach Angaben der nordirischen Polizei am Montagabend zu einem Einsatz in einer überwiegend von Katholiken bewohnten Gegend gerufen worden. Als sie aus dem Streifenwagen stiegen, eröffneten Angreifer das Feuer und töteten einen 48-jährigen Polizisten mit einem Kopfschuss.

Zu der Tat bekannte sich die Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), die Continuity IRA (Fortdauernde IRA). "So lange es britische Einmischung in Irland gibt, werden diese Angriffe weiter gehen", erklärte die Gruppe nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur Press Association in einem verschlüsselten Bekennerschreiben.

Die nordirische Polizei nahm weniger als 24 Stunden nach dem Attentat zwei Verdächtige fest: einen 17-Jährigen und einen 37-Jährigen, beide wurden in Craigavon in Gewahrsam genommen.

Die Continuity IRA lehnt alle Friedensabkommen ab, die keine Vereinigung von Nordirland und Irland in einem Staat vorsehen. Vergangenes Jahr hatte eine unabhängige Beobachterkommission gewarnt, die Splittergruppe habe ihre Aktivitäten verstärkt und bereite Angriffe auf die Polizei vor. Die Continuity IRA war zunächst eine paramilitärische Gruppe der Partei Sinn Fein, dem ehemaligen politischen Arm der IRA, bevor sie sich 1986 abspaltete.

Erst am Sonnabend waren bei einem Anschlag auf eine britische Kaserne in Nordirland zwei Soldaten getötet worden. Zu dem Attentat hatte sich die IRA-Splittergruppe Real IRA (Echte IRA) bekannt. Die IRA hatte ihre Waffen abgegeben, nachdem im Nordirland-Konflikt in drei Jahrzehnten mehr als 3500 Menschen getötet worden waren. Die Gewalt zwischen Katholiken und Protestanten war nach dem Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend beendet worden. Vor zwei Jahren einigten sich die protestantische Unionistenpartei (DUP) und die Sinn Fein dann auf eine gemeinsame Regierungsbildung.

Premierminister Brown zeigte sich zuversichtlich, dass es "keinen Rückfall in alte Zeiten geben" werde. Die Attentäter von Craigavon seien "Mörder", die den politischen Prozess in Nordirland stören wollten, sagte er in London. Die dortige Bevölkerung wolle aber keine "Rückkehr der Waffen auf die Straßen".

Der nordirische Regierungschef Peter Robinson sagte, es werde nicht hingenommen, dass Nordirland durch solche Taten in die Vergangenheit zurückfalle. Der irische Premierminister Brian Cowen erklärte, Gewalt und Hass würden nicht über Frieden und Demokratie triumphieren.