Bei einem der schwersten Anschläge seit dem Friedensabkommen für Nordirland vor elf Jahren sind zwei britische Soldaten getötet worden.
London. Bei einem der schwersten Anschläge seit dem Friedensabkommen für Nordirland vor elf Jahren sind zwei britische Soldaten getötet worden. Vier weitere Menschen wurden am Sonnabend bei dem Angriff auf den britischen Militärstützpunkt Massereene 25 Kilometer nordwestlich von Belfast verletzt, wie die Polizei mitteilte. Medien zufolge nahmen die Opfer gerade eine Pizza-Lieferung entgegen, als sich die Angreifer in einem Auto näherten und das Feuer eröffneten. Die beiden getöteten Soldaten seien Anfang 20 gewesen und sollten in Kürze zum Einsatz nach Afghanistan fliegen. Zu den vier Verletzten gehören auch die zwei Pizza-Lieferanten. Gestern bekannte sich die Gruppe "Real IRA", eine Splittergruppe der katholischen pro-irischen Separatistenorganisation Irisch-republikanische Armee (IRA), gegenüber der "Sunday Tribune" zu dem Anschlag.
Der britische Premierminister Gordon Brown nannte den Anschlag "feige" und mahnte zum Erhalt des Friedens. "Kein Mörder wird in der Lage sein, den Friedensprozess zu behindern, der von den Menschen in Nordirland unterstützt wird", sagte er. Auch EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering verurteilte den Anschlag. Der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson verschob eine Reise in die USA. Die Bluttat sei "eine schreckliche Mahnung an die Vergangenheit", sagte er. Dem Terror von paramilitärischen Gruppen wie der IRA fielen seit den 60er-Jahren mehr als 3500 Menschen zum Opfer, darunter 500 Soldaten.
Kürzlich hatte der nordirische Polizeichef Sir Hugh Orde noch vor der Möglichkeit eines schweren Terroranschlags gewarnt. "Eine kleine Zahl von Leuten ist fest entschlossen, uns dorthin zurückzuziehen, wo niemand mehr sein will", sagte er. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Angriffen auf Polizisten. Sicherheitskräfte hatten erst vor Kurzem eine Bombe nahe einer Kaserne entschärft.
1998 leitete das Karfreitagsabkommen den Friedensprozess und ein Ende der Gewalt ein. Nach dem Abzug der meisten britischen Soldaten im Jahr 2007 sind derzeit noch rund 5000 Mann in Nordirland stationiert. In Nordirland ist seit etwa zwei Jahren eine Koalitionsregierung aus einst verfeindeten Protestanten und Katholiken an der Macht. Deren Vereidigung wurde als historischer Schritt gefeiert. Der Anschlag wirft nun auch Fragen zur Stabilität der Regierung auf.