Die Gewalt findet kein Ende. Bei Gefechten zwischen Rebellen und Regierungstruppen sollen in Damaskus 42 Menschen ihr Leben gelassen haben.
Beirut/Moskau. Der Gewalt in Syrien sind am Samstag nach Angaben von Aktivisten mindestens 42 Zivilpersonen zum Opfer gefallen. 20 davon seien bei schwerem Beschuss der südlichen Stadt Daraa getötet worden, darunter neun Frauen und Kinder, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien. Unterdessen eskalierte die Gewalt in der Hauptstadt Damaskus. Die ganze Nacht über waren nach Angaben von Bewohnern Schüsse und Explosionen zu hören. Es sei die bisher schlimmste Auseinandersetzung in Damaskus seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar Assad vor 15 Monaten gewesen.
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Die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen in den Damaszener Vierteln Kabun und Barseh hätten bis 01.30 Uhr morgens gedauert, sagte der Bewohner und Aktivist, Maath al Schami. „Gestern war der Wendepunkt im Konflikt“, sagte al Schami via Skype. „Der Kampf ist jetzt in Damaskus.“ Mindestens vier Menschen seien ums Leben gekommen, die Panzer hätten schließlich vor Sonnenaufgang die Viertel wieder verlassen. Seitdem sei es ruhig gewesen.
In der Nacht begann auch der Beschuss von Daraa im Süden des Landes. Truppen des Regimes hätten überraschend das Viertel Mahata mit Mörsern beschossen, sagte ein Aktivist aus Daraa, Adel al Omari. Daraa liegt im Süden des Landes und ist jene Stadt, in der der Aufstand gegen Präsident Assad im März vergangenen Jahres seinen Anfang nahm. Auch aus der zentralsyrischen Stadt Homs meldeten Aktivisten neue Angriffe und Gefechte.
Al Dschasira strahlt Video mit entführten Pilgern aus
Erstmals gab es am Samstag auch wieder ein Lebenszeichen libanesischer Pilger, die im Mai in Syrien entführt worden waren. In einem Video, das der arabische Nachrichtensender Al Dschasira ausstrahlte, sagten die Männer, es gehe ihnen gut. Eine syrische Rebellengruppe hatte kürzlich erklärt, die elf Pilger in ihrer Gewalt zu haben. Fünf der Geiseln sind laut den Entführern Mitglieder der Hisbollah-Miliz, deren Anführer Scheik Hassan Nasrallah Assad seine Unterstützung ausgesprochen hatte.
UN-Beobachter hatten am Freitag zum ersten Mal den Schauplatz eines mutmaßlichen Massakers mit fast 80 Todesopfern inspiziert. Im Dorf Masraat al-Kubair sei definitiv ein schreckliches Verbrechen verübt worden, sagte eine Sprecherin der Beobachter, Sausan Ghosheh. Die Angaben der Bewohner seien widersprüchlich, daher müssten nun Namenslisten verglichen werden.
Russland weiter gegen militärisches Eingreifen in Syrien
In Moskau wächst unterdessen die Sorge über den Konflikt in Syrien. Dennoch lehnt Russland weiterhin den militärischen Einsatz von außen ab. „Die Situation wird besorgniserregender“, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Samstag. Auch nehme der Eindruck zu, dass das Land am Rande eines Bürgerkriegs stehe. Als Mitglied des UN-Sicherheitsrates werde Russland dem Einsatz von Gewalt aber nicht zustimmen, sagte er.
Lawrow sprach sich für eine internationale Syrien-Konferenz aus, um die internationale Verpflichtung gegenüber dem Friedensplan des UN-Sondergesandten Kofi Annan wachzurütteln. Zu den Teilnehmern an einer derartigen Konferenz sollten neben den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats, auch die Europäische Union sowie einflussreiche Länder in der Region zählen, sagte er. Lawrow bezeichnete Einwände der USA gegen eine mögliche Teilnahme des Irans als „oberflächlich“.
(dapd)