Die Tötung von Bin Laden hat einen Streit ausgelöst. Die Republikaner meinen, dass Obama die Aktion ausschlachtet, um gegen Romney zu punkten.
Washington. US-Präsident Barack Obama hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass er und seine Demokraten die Tötung von Osama bin Laden vor einem Jahr im Wahlkampf für sich auszuschlachten versuchten. „Ich glaube kaum, dass man hier irgendwelche exzessive Feiern gesehen hat“, sagte Obama am Montag in Washington. Er betrachte den Jahrestag als eine „Zeit zur Besinnung“. Das amerikanische Volk erinnere sich „zu Recht daran, was wir als ein Land erreicht haben, indem wir jemanden der Gerechtigkeit zugeführt haben, der über 3000 unserer Bürger getötet hat“.
Terroristenführer Bin Laden war am 2. Mai 2011 von einem Spezialkommando der US-Armee in seinem Versteck in der nordpakistanischen Stadt Abbottabad erschossen worden. Hintergrund des Wahlkampfstreits ist hauptsächlich ein Werbevideo des Obama-Teams, in dem eine Äußerung des designierten republikanischen Spitzenkandidaten Mitt Romney zur Suche nach Bin Laden aus dem Jahr 2007 aufgegriffen worden war. Darin hatte Romney die Klugheit der kostspieligen Jagd auf eine einzelne Person angezweifelt. In dem Video wird das zum Anlass für die Frage genommen, ob auch Romney den Befehl zur Tötung Bin Ladens gegeben hätte, wenn er damals Präsident gewesen wäre.
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Romneys Wahlkampflager wertete das als unangemessene Ausnutzung eines Anti-Terror-Sieges, der überparteilich und ein ernstes Ereignis sei. Romney selbst sagte am Montag, natürlich hätte auch er als Präsident die Tötung des Al-Kaida-Führers angeordnet. „Sogar Jimmy Carter hätte das getan“, fügte er mit Blick auf den als besonders friedfertig geltenden ehemaligen demokratischen Präsidenten hinzu. „Ich nehme an, dass Leute meinten, was sie sagten, als sie es sagten“, erklärte Obama dazu. „Ich habe gesagt, dass ich Bin Laden an den Kragen gehen würde, wenn ich eine klare Gelegenheit dazu hätte, und das habe ich getan.“ Dass der Jahrestag als Zeit für etwas Besinnung genutzt werde, „um denjenigen zu danken, die (an der Operation) beteiligt waren, ist völlig angemessen, und das ist es, was stattgefunden hat.“ (dpa/abendblatt.de)