Nach dem Rückzug von Rick Santorum steht der Multimillionär Mitt Romney als Gegenkandidat des US-Präsidenten praktisch fest.
Hamburg. Am Ende reichte es doch nur für die erzkonservative Kernklientel: Der bislang Zweitplatzierte im Rennen der republikanischen Kandidaten um die Nominierung für die US-Präsidentschaftswahlen im November, Rick Santorum, hat aufgegeben. "Das Rennen ist für mich nun vorbei", sagte er. Vielleicht hat bei dieser Entscheidung auch eine Rolle gespielt, dass eine Tochter des siebenfachen Vaters ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die dreijährige Isabella leidet an einem seltenen Gendefekt und hat sich zudem eine gefährliche Lungenentzündung zugezogen.
Santorum, der Überraschungssieger in elf Bundesstaaten, hatte zuletzt in drei Staaten gleichzeitig gegen seinen innerparteilichen Rivalen Mitt Romney verloren. Auch für die vorentscheidenden Wahlen in fünf weiteren Staaten am 24. April, darunter New York und Connecticut, hatten Umfragen eher auf Niederlagen hingedeutet. Santorum hatte bis zu seinem Rückzug 272 Delegiertenstimmen. Romney bringt es aktuell auf 651 Stimmen. Auf dem Nominierungsparteitag Ende August benötigt der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei (GOP) 1144 Stimmen.
Santorum hatte Romney mit seinen erzkonservativen Positionen zu Abtreibung, Religion und Sexualität vor sich her getrieben. Viele in der GOP misstrauen Romney, der früher durchaus liberale Ansichten, etwa zur Abtreibung, vertreten hat.
Allerdings gingen Santorum, dem 53-jährigen früheren Senator von Pennsylvania, im Wahlkampf in Sachen Konservatismus derart die Pferde durch, dass ihn selbst viele Republikaner als Totengräber ihrer präsidialen Ambitionen empfanden. Am Ende hielten nur noch erzreligiöse Evangelikale, Menschen ohne höheren Schulabschluss oder Hardliner der Tea-Party-Bewegung im Mittelwesten und im tiefen Süden eisern zu Santorum - zu wenig für einen Wahlsieg gegen den amtierenden Präsidenten Barack Obama.
+++ Die Macht des Geldes +++
In seiner Rückzugserklärung erwähnte Santorum den Namen Mitt Romney kein einziges Mal - ein Hinweis auf die erbarmungslose Auseinandersetzung zwischen den GOP-Spitzenkandidaten. Santorum, das ist offensichtlich, verachtet Romney zutiefst, der seine Überzeugungen schon mehrfach geändert hat. Santorum ließ indessen durchblicken, dass er auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Republikanischen Partei spielen werde.
Die Parteigänger der "Grand Old Party" hatten sich allerdings rechtzeitig und mit Schaudern an ihren letzten Kandidaten erinnert, der ähnlich ultrakonservativ aufgetreten war wie jüngst Santorum. Das war Barry Goldwater gewesen. Der Senator von Arizona verlor 1964 mit Pauken und Trompeten gegen den demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson.
Mitt Romney darf sich aus doppeltem Grund freuen. Zum einen liegt er nun so weit vor den verbliebenen GOP- Kandidaten Newt Gingrich und Ron Paul, dass man bereits von einer entschiedenen Schlacht reden kann.
Zum anderen aber hatte Santorum den Multimillionär Romney politisch derart bedrängt, dass er immer größere Summen seines Privatvermögens in den innerparteilichen Wahlkampf stecken musste. Diese Sorge ist er nun weitgehend los, und die Finanzwirtschaft der Wall Street zahlt überdies Millionen in die Kriegskasse Romneys ein. Dieser geballten Finanzmacht hatte Santorum ohnehin wenig entgegenzusetzen gehabt - und selbst Obama fällt es sehr schwer, hier mitzuhalten.
"Es war ein guter Tag für mich", erklärte Romney nach Santorums Rückzug. Dessen Schritt habe ihn völlig überrascht. Romney liegt in einer neuen Umfrage der Zeitung "Washington Post" und des Senders ABC mit 44 zu 51 Prozent hinter Obama. Er will nun die schwächelnde US-Wirtschaft, vor allem aber die stockende Erholung am Arbeitsmarkt, dem Präsidenten anlasten. "Nach drei Jahren im Amt gehen Obama die Argumente aus", sagte Romney.
+++ Romney holt sich Dreifachsieg und konzentriert sich auf Obama +++
Barack Obama hat sich jedoch längst auf Romney eingeschossen. "Je mehr die Amerikaner von Mitt Romney sehen, desto weniger mögen sie ihn und desto weniger vertrauen sie ihm", hieß es in einer E-Mail von Obamas Wahlkampfteam. Der Präsident will die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seines Wahlkampfs stellen.
Obama propagiert einen Steuermindestsatz von 30 Prozent für Millionäre. Wohlstand sei in den USA niemals von den wenigen Wohlhabenden von oben nach unten durchgesickert, sagte er. "Wohlstand ist immer von unten gekommen - von einer starken und wachsenden Mittelschicht."
Diese Aussage bezog sich auf das unter der Bush-Präsidentschaft in Politik gegossene Credo, dass Einkommen der Reichen nach unten "durchsickern" und damit allen zugute kommen werde. Diese Politik habe fast in den Zusammenbruch des US-Finanzsystems geführt, sagte Obama und fügte hinzu, es gebe Kandidaten, die dieser Theorie noch immer anhingen.
Der damit gemeinte Mitt Romney, dessen Vermögen auf mindestens 250 Millionen Dollar geschätzt wird, lehnt Obamas Steuerpläne vehement ab. Er zahlt nur 14 Prozent Steuern, da sein Haupteinkommen aus Kapitalzinsen besteht. Romney wird massiv unterstützt von Managern großer Konzerne und der Finanzwelt. Eine Mehrheit der befragten Amerikaner glaubt, dass Romney mehr Kompetenz auf den Feldern Wirtschafts- und Haushaltspolitik besitze als Präsident Obama.