Moskau. Der Kreml-Herrscher inszeniert sich als erfolgreicher Regent und droht dem Westen. Ein Halbsatz zum Privaten wird in Russland diskutiert.

Der „direkte Draht“ zu Wladimir Putin: Es gab Sandwiches mit Cervelat, Bruschetta mit leicht gesalzener Forelle, Pasteten mit Fleisch, Kartoffeln und Apfelmarmelade. Kulinarische Genüsse für die anwesenden Journalisten. Diesmal waren auch einige wenige aus den sogenannten „unfreundlichen Ländern“ eingeladen. Für die Menschen im Land gab es kein Buffet, sondern ein Gefühl: Ja, es gibt ihn, den „direkten Draht“ zwischen mir und meinem Präsidenten.

„Egal wie viele Fragen kommen, sie werden alle mit künstlicher Intelligenz verarbeitet, wenn der Präsident zu den Menschen spricht“, hatte zuvor Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärt. „Wir werden die Probleme in jeder Region, in jeder Stadt verstehen.“ Und Fragen kamen viele. Vor allem zur immer dramatischeren Wirtschaftssituation in Russland. Putin bestätigte die derzeitige Inflationsrate von über neun Prozent, dies sei ein „alarmierendes Signal“. Allerdings, so Putin, die Wirtschaft wachse, die Gehälter seien über die Inflationsrate gestiegen. Die Menschen in Russland dürfte das aber kaum beruhigen.

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Putin: „Mädchen werden gebraucht, junge Frauen“

Das erwartete Wachstum der russischen Wirtschaft für 2025 bezifferte der Präsident „irgendwo bei zwei bis 2,25 Prozent“. Putin sprach von einer „weichen Landung“. Im Land aber fehlen die Arbeitskräfte. Und das liegt nicht nur an den vielen Kriegstoten und den Menschen, die das Land verlassen haben. Das Hauptproblem ist die zunehmende Überalterung der russischen Gesellschaft, „Mädchen werden gebraucht, junge Frauen“, sagte Putin und kommentierte die demografische Situation im Land. Laut Putin sei die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in Russland um 30 Prozent gesunken. Über welchen Zeitraum, erwähnte er nicht.

Russlands Präsident Wladimir Putin präsentierte sich gut gelaunt und optimistisch. Nicht nur in Sachen Wirtschaft, viele Fragen gab es auch zum Krieg in der Ukraine. Zu Beginn eine kleine Inszenierung: ein Geschenk an Putin. Helfer präsentierten eine Flagge einer Marinebrigade, auf der die Soldaten unterschrieben hatten. „Da, wo wir sind, ist der Sieg!“, steht zu lesen. Und Putin sagte, die Situation ändere sich grundlegend. „Werden wir genug Kraft haben, unsere historischen Territorien wiederherzustellen, die wir uns selbst zurückgegeben haben?“, fragte der Kriegskorrespondent Andrej Rudenko. „Es kann nicht einmal Zweifel geben“, versicherte Putin. Mindestens 300.000 Menschen seien nach Mariupol zurückgekehrt. Dort gebe es einen „Bauboom“.

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Neuigkeiten in Sachen Friedensverhandlungen gab es aber nicht. Eine Aufgabe der besetzten Gebiete kommt für Putin nicht infrage. Einen Beitritt der Ukraine zur Nato würde Russland nicht akzeptieren. „Sind Sie zu Kompromissen bezüglich der Ukraine bereit?“, wurde der Präsident gefragt. „Wir haben immer gesagt, dass wir zu Verhandlungen und Kompromissen bereit sind“, so die allgemeine Antwort. Mit dem kommenden US-Präsidenten Trump würde er sich treffen. „Ich bin jederzeit darauf vorbereitet“, erklärte Putin auf die Frage eines Journalisten von NBC News.

Russland: Putin bittet Menschen in Kursk um Geduld

Dann drohte der Kremlchef erneut mit der neuen, auch atomar bestückbaren Mittelstreckenrakete Oreschnik. Sie sei keine „verbesserte, alte sowjetische Waffe“, sie könne jedes Ziel erreichen. Es gebe keine Möglichkeit, sie abzuschießen. Putin bekräftigte, dass Russland im Notfall auch zum Einsatz von Atomwaffen bereit sei. Die neue Doktrin erlaube es, auch einen Angriff nicht-nuklearer Länder, die von Atommächten unterstützt würden, mit einem Atomschlag zu beantworten, wenn die Souveränität Russlands bedroht sei. Den USA schlug Putin ein „Raketenduell“ vor, um zu zeigen, dass die neue ballistische Hyperschallrakete von keinem US-Raketenabwehrsystem abgefangen werden kann. „Wir sind zu einem solchen Experiment bereit“, sagte Putin.

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Und schließlich Kursk. Nach wie vor eine Schmach, feindliche Truppen auf russischem Kerngebiet. Per Telefon wurde eine Frau aus Kursk zugeschaltet. Wann werde Kursk befreit? Putin betonte, es bestehe „kein Zweifel“, dass die russische Armee siegen werde, ein konkretes Datum könne er aber nicht nennen. Nach der Befreiung der Region werde der komplette Schaden erfasst, so Putin. „Alles wird wieder aufgebaut.“ Der Kremlchef bat die Menschen in der Region, die ihre Wohnungen verloren haben und in Notunterkünften untergebracht sind, um Geduld.

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Über 1000 Tage Krieg in der Ukraine

Im Krisenmodus

Putin: Halbsatz verrät Detail über geheime Familie

Erfolgreich auf ganzer Linie, so sieht sich Russlands Präsident selbst. Erfolg auch in Syrien, wo gerade der von Putin unterstützte Diktator Assad nach Moskau fliehen musste. „Im Großen und Ganzen haben wir unser Ziel erreicht“, meinte Putin. Mit den neuen Machthabern, die man früher in Russland als „Terroristen“ bezeichnet hat, würde man reden, auch über die für Russland wichtigen Militärbasen im Land. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir sie nutzen können. Vielleicht, um humanitäre Hilfe zu leisten.“ Assad habe er noch nicht getroffen, er plane dies aber noch.

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Eine kleine, private Überraschung gab es noch. Über Putins Privatleben ist nur wenig bekannt. Öffentlich spekuliert wird über eine „geheime“ Familie. Eine Journalistin wünschte sich, dass in kleinen Dörfern in der Provinz mehr Kinos gebaut werden. Putin zeigte sich überrascht, erzählte dann aber, quasi im Nebensatz, dass er gern Folklore schaue „mit Kindern, die mir nahestehen“.