Berlin. In Deutschland leben fast vier von zehn Studenten in prekären Verhältnissen. Von Bildungsgerechtigkeit kann keine Rede sein.
In diesen Wochen startet überall in der Republik das Wintersemester an den Hochschulen. Für etliche junge Menschen beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt: Sie ziehen von zu Hause aus, gehen zum Studieren in eine andere Stadt, finden neue Freunde. Es ist eine aufregende Zeit.
Mehr als die Hälfte eines jeden Geburtsjahrgangs beginnt hierzulande inzwischen ein Hochschulstudium. In der Vergangenheit war höhere Bildung nur einer Minderheit vorbehalten. Seit etwa 15 Jahren hingegen ist Studieren eher die Regel als die Ausnahme. Das mag nicht jeder gut finden – zum Beispiel der Handwerksmeister, der keine geeigneten Lehrlinge mehr findet. Am Ende muss aber jeder junge Mensch selbst entscheiden, welchen Weg er einschlägt.
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Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass von einer Chancengleichheit unter Studienanfängern keine Rede sein kann. Fast vier von zehn Hochschülern leben nach Berechnungen des Deutschen Studierendenwerks in prekären Verhältnissen. Es macht durchaus einen Unterschied, ob man wohlhabende oder arme Eltern hat: Wer wenig Geld hat, kann sich teure Hochschulstädte wie Berlin, Hamburg oder München oft gar nicht leisten – und bleibt damit auch bei den dortigen Studienangeboten außen vor.
Es ist vor allem die anhaltende Wohnungskrise, die hier zur sozialen Selektion führt. Die Berliner Ampelkoalition muss sich vorwerfen lassen, dieses Problem allenfalls halbherzig angegangen zu sein. Der Wohnungsbau kommt nicht auf Touren, die jüngste Bafög-Reform blieb hinter den Erfordernissen zurück. Politiker reden gern von der Bildungsrepublik Deutschland. Wenn es ernst wird, verlässt sie mitunter der Elan.
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