Berlin. Der Iran besitzt ein Riesenarsenal an Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen, mit denen er Israel bedroht. Wie groß ist die Gefahr?
Das Arsenal des Iran für einen Angriff auf Israel ist gewaltig. Militärexperten der US-Regierung schätzen, dass das Mullah-Regime in Teheran allein über 3000 ballistische Raketen verfügt. Hinzu kommen große Stückzahlen an Marschflugkörpern sowie Drohnen auch mit Reichweiten zwischen 1300 und über 2000 Kilometern – Analysten des Instituts für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv taxieren den iranischen Bestand dieser Waffen auf mehrere tausend.
So verfügt der Iran wahrscheinlich über das größte Arsenal an Raketen und Drohnen im Nahen Osten. Der Aufbau der entsprechenden Streitmacht ist seit den 90er Jahren entscheidendes Projekt des iranischen Militärs, um die Defizite bei der Luftwaffe auszugleichen – die rund 200 Kampf- und Jagdflugzeuge des Iran sind veraltet und stammen zum Teil noch aus der Zeit vor der Revolution 1979.
Iran verfolgt seit Jahrzehnten das Ziel, Israel angreifen zu können
Das Raketenprogramm hat in den vergangenen Jahren nach Einschätzung westlicher Militärs große Fortschritte gemacht, neue Lenkwaffen sollen bis auf wenige Meter genau treffen und werden damit von Teheran als wirkungsvolles Abschreckungsinstrument angesehen. Das Ziel des Programms ist seit Jahrzehnten, mit den Raketen Israel angreifen zu können. Zum Arsenal gehören die Rakete Shahab-3 mit einer Reichweite von 2000 Kilometern, die Kheibar (1400 Kilometer), die Fatah-2 (1.400 Kilometer) oder die Sejil (2500 Kilometer), die im Durchschnitt etwa 750 Kilo Sprengstoff in jeden Winkel Israels tragen können. Zu den Neuentwicklungen zählt die Khorramshahr-2, die mit einer Reichweite von 2000 Kilometer angeblich präzise gesteuert werden kann und mit einem 1500-Kilo-Sprengkopf bewaffnet wird.
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Der Iran hat als einzige Macht der Golfregion eine eigenständige Rüstungsindustrie, die offenbar auch mithilfe nordkoreanischer und russischer Technologie arbeitet. Der frühere US-Kommandeur für den Nahen Osten, General Kenneth McKenzie, warnte schon: „In den letzten fünf bis sieben Jahren sind die Fähigkeiten Teherans in einem solchen Maß gestiegen, dass sie nun über das verfügen, was ich als effektive Überlegenheit gegenüber ihren Nachbarn bezeichnen würde.“ Auch das Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv erklärt, iranische Raketen stellten inzwischen ein großes Risiko dar.
Irans Drohnen: Angeblich kann die Shahed-136B 4000 Kilometer weit fliegen
Bei den Drohnen ist vor allem die weiter entwickelte Shahed-Kampfdrohne bekannt, weil Teheran sie in großer Stückzahl an Russland geliefert hat, das sie nun Nacht für Nacht für Angriffe auf die Ukraine einsetzt. Erst vor wenigen Wochen wurde bei einer Militärparade in Teheran eine Weiterentwicklung präsentiert: Die Shahed-136B kann angeblich 4000 Kilometer weit fliegen und einen 40-Kilo-Sprengkopf tragen. „Unsere Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeiten sind so stark gewachsen, dass kein Dämon auch nur an eine Aggression gegen unseren lieben Iran denkt“, tönte der neue Präsident Massud Peseschkian.
Aber auch frühere Versionen wie die Shahed-12, die das Rückgrat der Drohnenflotte bildet, können mit Reichweiten von bis zu 2000 Kilometer und bewaffnet mit Präzisionsgleitbomben Israel erreichen. Die Kaman-22 transportiert vier Präzisionsraketen oder 300 Kilo Munition bis zu 3000 Kilometer weit, die Mohajer-10 soll ebenfalls mit einer 300-Kilo-Sprengladung ausgestattet werden können.
Hauptsächlich Kamikaze-Drohnen
Viele der iranischen Drohnen tragen keine präzisionsgelenkte Munition, sondern werden als Kamikaze-Drohne eingesetzt. Israel muss sich schon seit 20 Jahren gegen Drohnenangriffe wehren, konnte sie aber in den allermeisten Fällen abwehren, mit Kampfflugzeugen oder dem Abwehrsystem Iron Dome – so misslang auch ein offenbar vom Iran initiierter Angriff auf einen israelischen Atomreaktor. Inzwischen verfügt Israel über das weltweit wirksamste Verteidigungssystem gegen Raketen.
Zuletzt gelang es mithilfe der USA und anderer westlicher Partner im April, einen massiven Luftangriff Irans ohne größere Schäden abzuwehren. Doch die Attacke zeigte, worauf die Iranischen Revolutionsgarden abzielen: Sie kombinieren ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen so in großen Schwärmen, dass die Flugabwehr des Gegners an die Leistungsgrenze kommt.
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