Berlin. Die Pegelstände steigen weiter, in mehreren Ländern sterben Menschen. Vizekanzler Robert Habeck appelliert an Politik und Gesellschaft.
Das Unwetter nimmt seinen Lauf. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagt im Interview mit unserer Redaktion, wie jetzt das Schlimmste verhindert werden kann.
Wie schlimm wird die Flut noch, worauf stellen Sie sich ein?
Robert Habeck: Extremniederschläge, Überschwemmungen, Dörfer, die evakuiert werden – die Hochwasserlage bei unseren Nachbarn ist teilweise dramatisch. Auch im Südosten Deutschlands ist die Lage angespannt. Dörfer und Städte rüsten sich gegen das Wasser. Sachsen, Sachsen-Anhalt bereiten sich auf ein Elbhochwasser vor. Auch Oder und Neiße in Brandenburg und Sachsen drohen über die Ufer zu treten. Jetzt geht es darum, möglichst gut gewappnet zu sein und Menschen, ihr Hab und Gut und Betriebe zu schützen.
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Wappnen – aber wie?
Habeck: Als Erstes ist die aktuelle Situation zu bewältigen, heute und hier. Das ist völlig klar. Überall laufen ja die konkreten Vorbereitungen. Alarmstufen werden ausgerufen, Häuser wasserfest gemacht, Sandsäcke gefüllt. Landwirte bringen ihre Tiere in Sicherheit. Und die Einsatzkräfte des THW bereiten sich vor. Das ist jetzt das wichtigste. Zweitens ist es entscheide Aufgabe, den Hochwasserschutz weiter zu stärken. Drittens sollten wir uns klar sein, was die Ursache ist: Immer häufigere Hochwasser, Katastrophen wie im Ahrtal, dieses Jahr in Bayern – sie sind eine Folge der Klimakrise. Daher sind unsere Anstrengungen so wichtig, die Klimakrise einzudämmen – der schnellere Ausbau der Erneuerbaren, die Wärmewende, eine klimafreundliche Produktion in der Industrie.
Bleibt dafür noch Zeit?
Habeck: Der Handlungsdruck ist da, klar. Deshalb treiben wir den Klimaschutz so voran, auch wenn es mühsam ist. Es ist ein Mammutprojekt, das langen Atem braucht. Gleichzeitig wissen wir, dass es Folgen gibt und geben wird, die wir nicht mehr vermeiden können. Wir müssen uns auf mehr Extremwetterereignisse einstellen und dafür Vorsorge treffen. Und das tun wir. Wir stärken die Klimaanpassung, wir bauen den Hochwasserschutz aus – starke Deiche, Rückhaltesysteme, mehr Raum für Flüsse. Daran arbeitet die Bundesregierung genauso. Es geht bei all dem nicht um den Schutz des Klimas, sondern um den Schutz von Menschen.
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