Jerusalem. Israels Premier ist vor dem US-Kongress aufgetreten: Pelosi Nancy sprach vom „schlechtesten Auftritt eines ausländischen Würdenträgers“.
Der Schock ist groß in Israel: Fünf weitere in den Gazastreifen verschleppte Israelis sind tot. Am Mittwoch hatten Soldaten der 98. Division und Beamte des Geheimdienstes Schin Bet die Toten bei einer Suchaktion in einem Tunnel nahe der Stadt Chan Junis entdeckt. Von dem Versteck der Geiseln hätten Schin-Bet-Spezialisten in Verhören mit gefangen genommenen Hamas-Kämpfern erfahren, so ein Armeesprecher.
Demnach handelt es sich unter anderem um die Erzieherin Maya Goren aus Nir Oz. Der Kibbuz zählte zu den am schlimmsten betroffenen Orten bei dem Massaker vom 7. Oktober. Bei den vier weiteren Toten handele es sich um zwei Reservesoldaten und zwei Wehrpflichtige, die bei dem Terrorangriff getötet und dann in den Gazastreifen verschleppt worden seien. Die nun gefundenen Personen wurden zu den 111 Geiseln gezählt, die sich offenbar auch neun Monate nach der Attacke noch im Gazastreifen befinden. Wie viele von ihnen noch leben, ist unklar. Insgesamt waren 239 Menschen verschleppt worden.
Geiselangehöriger: „Jeder wahre Freund von Israel muss auf Netanjahu Druck ausüben“
Kurz vor dem Eintreffen von Premierminister Benjamin Netanjahu zu seinem mehrtägigen Besuch in Washington hatte eine Delegation von Angehörigen vor dem außenpolitischen Komitee des US-Kongresses einen Waffenstillstand mit der Hamas gefordert. „Nur so können wir die Geiseln lebend retten“, sagte Jonathan Dekel-Chen, dessen Sohn Sagui seit dem 7. Oktober an einem unbekanntem Ort festgehalten wird.
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„Jeder wahre Freund von Israel muss auf Premierminister Netanjahu Druck ausüben, jetzt und nicht später einem Abkommen zur Freilassung der Geiseln zuzustimmen. So wie es unsere militärische Führung doch schon länger fordert.“ Doch Netanjahu wiederholte während seiner Rede vor dem Kongress jene Maximalforderung, die jedes Wochenende Tausende Kritiker auf die Straße treibt: „Der Krieg ist nur dann vorbei, wenn die militärische Führung der Hamas besiegt ist.“
Netanjahu nennt Demonstranten „Gehilfen des Irans“
In der Heimat finden solche Worte mehr Beachtung als die Reise seiner Delegation zu Israels wichtigstem Partnerland. In Washington lobte Netanjahu die „ausreichenden Hilfslieferungen nach Gaza“ und machte den Iran für die humanitäre Krise in Gaza verantwortlich. Die gegen ihn in Washington und in Tel Aviv Demonstrierenden nannte Netanjahu „willfährige Gehilfen des Irans“. Familienangehörigen auf den Zuschauerrängen wirkten schockiert. Die frühere demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, bezeichnete Netanjahus Rede danach als den „bei Weitem schlechtesten Auftritt eines ausländischen Würdenträgers, der das Privileg gehabt hat, vor dem US-Kongress zu reden“.
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Doch mit der ehemaligen Geisel Noa Argamani und ihm wohlgesonnen Geiselangehörigen hatte Netanjahu auch Anhänger seiner gegenüber der Hamas kompromisslosen Strategie mit nach Washington genommen. Seine Reise wurde somit ein Sinnbild für die derzeitige innere Zerrissenheit Israels.
In Tel Aviv oder Jerusalem ist derzeit nur das Schicksal der Geiseln Gesprächsthema auf den Straßen. Vier der fünf Gefundenen waren Soldaten. An vielen Bushaltestellen und Häuserwänden in Jerusalem haben die Traueranzeigen von Reservisten, die seit dem 7. Oktober bei den Kämpfen in Gaza starben, die Fotos der Geiseln verdrängt.