Hamburg plant 2000 städtische Ladepunkte bis 2025 – im zweiten Quartal wurden aber nur 19 Säulen errichtet. Viele Anlagen defekt.
- Im zweiten Quartal wurden von der Stadt nur 19 neue Ladesäulen für Elektroautos installiert
- CDU: Beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur wird Hamburg nach hinten durchgereicht
- Senat setzt auf raschen Ladenetz-Ausbau von privaten Anbietern
Hamburg. Immer mehr Elektroautos sollen auch in Hamburg dafür sorgen, dass die CO2-Belastung durch den Verkehr sinkt. Wesentliche Voraussetzung für den Umstieg der Menschen von Verbrennern auf Elektroautos ist der zügige Aufbau eines dichten Netzes von Ladestationen in der Stadt.
In diesem Punkt allerdings geht es derzeit nicht sonderlich flott in Hamburg voran, wie neue Zahlen zeigen. Im zweiten Quartal wurden von der städtischen Stromnetz Hamburg (SNH) gerade einmal 19 neue Ladesäulen in Hamburg installiert – 18 davon im Bezirk Wandsbek, eine in Nord. Alle anderen Bezirke gingen leer aus.
E-Mobilität Hamburg: Auf eine Ladesäule kommen 75 Elektroautos
Diese Zahlen stammen aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU. Demnach gibt es derzeit 788 SNH-Ladesäulen in Hamburg: 717 mit einer Leistung von 22 kW und einer entsprechend langen Ladezeit, 60 mit stärkeren 50 kW und elf mit 150 kW. 57 Ladesäulen sind derzeit defekt.
Ziel des Senats ist es, bis 2025 seitens der städtischen SNH 2000 Ladepunkte in Hamburg anzubieten. Pro Ladesäule gibt es in der Regel zwei Ladepunkte, also Steckplätze zum Laden.
CDU kritisiert langsamen Ausbau des Ladesäulen-Netzes
Aus Sicht der CDU geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Hamburg deutlich zu langsam voran. „Die Anzahl der Autos mit elektrischem Antrieb wächst von Monat zu Monat. Hamburg war zu Beginn dieser Entwicklung mal führend beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur, doch mittlerweile wird Hamburg nach hinten durchgereicht, weil der Ausbau seit einiger Zeit stagniert und neue Ladesäulen kaum noch dazukommen“, moniert CDU-Fraktionschef Dennis Thering.
Zudem würden einige Bezirke beim Ausbau deutlich benachteiligt. So gibt es laut Senatsangaben in Bergedorf und Harburg bisher nur 29 Ladesäulen, in allen anderen Bezirken dagegen weit mehr als 120. Hinzu komme, dass „ein Großteil der Schnelllader dauerhaft defekt ist“, so Thering. „In der Folge müssen immer mehr Elektroautos um freie E-Ladesäulen konkurrieren.“
Thering: Hamburg bleibt bei Ladeinfrastruktur weit hinter EU-Empfehlungen zurück
Derzeit gebe es „rund 85.000 ladefähige Autos und 1129 Ladesäulen, und damit kommt auf 75 Elektroautos eine Ladesäule“, sagte der CDU-Fraktionschef. „Das ist eine erschreckend schlechte Quote, denn die EU empfiehlt einen Wert von zehn Fahrzeugen auf eine Ladesäule.“
SPD und Grüne müssten „beim Ausbau der städtischen Ladeinfrastruktur endlich Fahrt aufnehmen und insbesondere auch private Anbieter beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur unterstützen“, so Thering. „Ansonsten wird ein Umstieg aufs Elektroauto anhand der fehlenden flächendeckenden Ladeinfrastruktur scheitern.“
Nach Angaben des Senats lag die durchschnittliche Auslastung der Ladesäulen in Hamburg im zweiten Quartal 2023 bei 35,14 Prozent. Das heißt: Die Ladesäulen waren im Durchschnitt rund achteinhalb Stunden pro Tag in Benutzung. Allerdings teilt der Senat nicht mit, in welchen Bezirken oder Stadtteilen die Ladeinfrastruktur besonders intensiv genutzt wurde.
Elektroautos: Senat setzt auf raschen Ladenetz-Ausbau bei privaten Anbietern
Diese Daten seien Geschäftsgeheimnis der Stromnetz Hamburg, so der Senat. „Die Kenntnis der Auslastungszahlen und deren Entwicklung würde es konkurrierenden Anbietern ermöglichen, ihr Verhalten im Wettbewerb entsprechend auszurichten.“ Die Stadt möchte also nicht, dass private Anbieter erfahren, wo der Bedarf an neuen Ladesäulen besonders hoch ist.
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Neben den 788 SNH-Ladesäulen gibt es laut der Senatsantwort derzeit 341 Ladeeinrichtungen anderer, also privater Anbieter, 133 davon seien Schnelllader.
Dabei zeigt sich der Senat in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage optimistisch, dass das Netz der Ladesäulen in Hamburg zügig wachsen werde – auch durch private Anbieter: „Insbesondere im privaten Bereich ist ein großes Wachstum zu verzeichnen, sodass neben dem öffentlichen Grund verstärkt Flächen wie Parkhäuser, Supermarktparkplätze und Tankstellen für den Aufbau von Ladesäulen genutzt werden.“