Hamburg. In allen Bezirken können sich die Grünen über satte Zugewinne freuen, die SPD verliert überall deutlich. Alle Ergebnisse hier.
Erst Europa, dann Hamburg: Die Hamburger Grünen haben den nächsten Wahlsieg errungen. Die SPD muss nach der Europawahl auch bei den Bezirkswahlen herbe Verluste hinnehmen: In fast allen Bezirken verliert sie Stimmenanteile von mehr als zehn Prozentpunkten, die Grünen werden in vier von sieben Bezirken stärkste Kraft. Aber auch die CDU büßt in allen Bezirken Stimmen ein, wenn auch auf niedrigerem Niveau als die Sozialdemokraten. Linke, FDP und AfD können ihre Ergebnisse zumeist nur leicht verbessern.
Vorläufiges Ergebnis der Bezirkswahlen
Laut dem stadtweiten vorläufigen Ergebnis, das am späten Montagabend veröffentlicht wurde, kommen die Grünen auf 31,3 Prozent (+13,1), die SPD verliert 11,2 Prozentpunkte und erzielt nur noch 24,0 Prozent. Die CDU (18,2 %) kann nicht von der Schwäche der Sozialdemokraten profitieren und verliert ebenfalls Stimmanteile (-6,6 Prozentpunkte).
Die Linke kann ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2014 leicht verbessern (10,7 %; +0,5), auch die AfD verzeichnet ein besseres Ergebnis (6,3 %; +1,8), ebenso die FDP (6,6 %; +2,7).
Wahlbeteiligung lag bei 58,6 Prozent
Die Auszählung der Bezirkslisten ist abgeschlossen. Die stadtweite Wahlbeteiligung lag bei 58,6 Prozent – ein Plus von 17,7 Prozentpunkten gegenüber der Bezirkswahl von 2014. Die Verteilung der Mandate erfolgt in etwa analog zur Bundestagswahl, wenn man die Bezirkslisten als Zweit- und die Wahlkreislisten als Erststimme betrachtet. Überhangmandate sind zwar theoretisch möglich, jedoch unwahrscheinlich, da sich die Stimmen in der Regel auf mehrere Parteien verteilen und mehrere Mandate pro Wahlkreis vergeben werden.
Die vorläufigen Ergebnisse in den Bezirken
Altona: Die Grünen sind der große Sieger
Alle Bezirkslisten aus den 244 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,4 Prozent.
Die Grünen gewinnen den Bezirk mit großem Abstand vor der SPD: Die Sozialdemokraten verlieren fast zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2014 (20,4 %; -9,6) und landen weit abgeschlagen hinter den Grünen, die dank eines Zuwachses von 13,0 Prozentpunkten auf 35,1 Prozent Stimmenanteil kommen. Für die Sozialdemokraten ist das Ergebnis im direkten Vergleich das schlechteste in Hamburg – sogar im Affären-belasteten Bezirk Hamburg-Nord schneiden sie minimal besser ab. Die CDU (16,6 %; -6,7) verliert ebenfalls deutlich und reiht sich mit nur geringem Abstand vor den Linken (14,8 %; +0,8) ein.
Die FDP kann ihr Ergebnis verbessern (6,8 %; +2,4), auch die AfD legt auf niedrigem Niveau zu (4,3 %; +1,0). Die Piraten erzielen 1,4 Prozent Stimmenanteil (-1,1), das erstmals angetrebene Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit bekommt 0,5 Prozent der Stimmen.
Bergedorf: SPD trotz herber Verluste vorn
Alle Bezirkslisten aus den 126 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,7 Prozent.
Die SPD bleibt mit 26,4 Prozent zwar stärkste Kraft in Bergedorf, büßt aber 12,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 ein. Die CDU erreicht 24,3 Prozent, ein vergleichsweise moderates Minus von 4,2 Prozentpunkten. Gewinner sind die Grünen – trotz ihres Hamburg-weit schwächsten Ergebnisses: Mit 9,6 Prozentpunkten mehr Stimmen im Vergleich zu den letzten Bezirkswahlen kommen sie auf 21,9 Prozent.
Die Linke erreicht 10,5 Prozent, ein Plus von 1,3 Prozentpunkten, die AfD kommt auf ein Ergebnis von 8,5 Prozent (+4,0). Die FDP erzielt 5,5 Prozent (+3,3). Die erstmals angetretenen Freien Wähler erreichen 2,9 Prozent.
Eimsbüttel: Grüne mit Rekordergebnis, SPD verliert deutlich
Alle Bezirkslisten aus den 262 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,6 Prozent.
Die Grünen gewinnen nach einem massiven Plus von 14,1 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2014 in Eimsbüttel mit einem Rekordergebnis von 37,2 Prozent. Die SPD verliert 10,2 Prozentpunkte und kommt auf nur noch 23,1 Prozent, die CDU landet bei 16,3 Prozent nach ebenfalls merklichen Verlusten von 6,4 Prozentpunkten.
Die Linke (10,4 %; +0,6) kann sich mit einem stabilen Ergebnis klar vor FDP (6,5 %; +2,0) und AfD (4,9 %; +1,0) positionieren. Die Piraten kommen auf 1,6 Prozent (-1,1).
Hamburg-Mitte: Grüne verdrängen SPD von Platz eins, Linke vor CDU
Alle Bezirkslisten aus den 239 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,9 Prozent.
Die Grünen können auch im Bezirk Hamburg-Mitte die SPD überholen: Wie in den anderen Bezirken verliert die SPD (27 %; -10,0) deutlich und muss sich mit dem zweiten Platz hinter den Grünen zufriedengeben, die nach einem Zuwachs von 11,2 Prozentpunkten auf ein Ergebnis von 29,3 Prozent kommen. Die CDU erzielt ihr stadtweit schwächstes Ergebnis mit nur 12,1 Prozent (-6,4) und landet auf dem vierten Platz hinter der Linken, die dank leichter Zugewinne 15,6 Prozent der Stimmen (+1,5) erhält.
Die AfD (7,7 %; +2,6) bekommt deutlich mehr Stimmen als die FDP (4,8 %; +2,2). Die Piraten halbieren ihren Stimmenanteil auf 2,2 Prozent, das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit, das sich erstmals um Stimmen bewarb, erzielte ein Ergebnis von 1,2 Prozent.
Hamburg-Nord: Grüne gewinnen stark, SPD stürzt nach Affäre ab
Alle Bezirkslisten aus den 319 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,0 Prozent.
Die Grünen sind auch im Bezirk Hamburg-Nord der große Wahlgewinner. Insgesamt erreichten sie ein Ergebnis von 35,7 Prozent, ein Zuwachs von 14,6 Prozentpunkten. Die dort besonders von der Freikartenaffäre belastete SPD hingegen stürzte um 13,1 Prozentpunkte auf einen Wert von nur 20,8 Prozent. Die CDU verlor 6,2 Prozentpunkte und landete mit 17,5 Prozent auf dem dritten Platz.
Die Linke blieb stabil bei 9,6 Prozent (+0,1), die FDP verstärkte sich um 3,4 Prozentpunkte auf 7,7 Prozent. Die AfD konnte ihr Ergebnis kaum verbessern (4,6 %; +0,9). Die in Hamburg-Nord auch zur Bezirkswahl angetretene Satire-Partei erzielte bei ihrem ersten Antreten ein Ergebnis von 2,4 Prozent. Die Piraten haben nur noch einen Anteil von 1,1 Prozent (-2,4).
Harburg: SPD behauptet sich, stärkster Bezirk für AfD
Alle Bezirkslisten aus den 148 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,3 Prozent.
Die SPD kann sich trotz drastischer Verluste von 11,5 Prozentpunkten mit einem Ergebnis von 27,1 Prozent knapp vor den Grünen behaupten. Diese verzeichnen einen Zuwachs von 12,3 Prozentpunkten und erreichen 25,8 Prozent. Die CDU (19,3 %; -7,3) kann auch hier nicht von der Schwäche der Sozialdemokraten profitieren und verliert ebenfalls Stimmen.
Die AfD verzeichnet in Harburg ihr stärkstes Ergebnis: Sie legt um 4,2 Prozentpunkte auf 10,2 Prozent zu. Die Linke bleibt stabil (9,3 %; +0,4), die FDP erreicht 6,1 Prozent (+1,7). Die Neue Liberale kommt bei ihrem ersten Antreten auf 2,2 Prozent.
Wandsbek: SPD gewinnt knapp vor den Grünen
Alle Bezirkslisten aus den 402 Wahllokalen sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,3 Prozent.
Mit nur 3619 Stimmen Vorsprung vor den Grünen hat die SPD die Bezirksversammlungswahl in Wandsbek gewonnen: Die Sozialdemokraten kommen auf 26,7 Prozent (-11,2), die Grünen auf 26,3 Prozent nach einem Gewinn von 13,1 Prozentpunkten. Die CDU verliert ebenfalls, mit 7,1 Prozentpunkten aber nicht so stark wie die SPD und kommt auf 22,2 Prozent.
Die AfD erreicht 7,7 % (+2,2), die Linke hält ihr Ergebnis von 2014 (7,2 %; ±0,0), die FDP landet bei 7,0 Prozent (+3,1). Keine der angetretenen weiteren Parteien kam auf einen Stimmenanteil von mehr als einem Prozent.
13 Parteien traten bei den Bezirkswahlen an
Insgesamt sind 13 Parteien, eine Wählervereinigung und vier Einzelkandidaten bei den Bezirkswahlen angetreten, neben den sechs in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, die in allen Bezirken zur Wahl standen, auch sieben weitere, die zum Teil nur in einem, zum Teil auch in mehreren Bezirken antraten.
- SPD
- CDU
- Die Linke
- Grüne
- FDP
- AfD
- Die Partei
- Piraten
- Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit
- Neue Liberale - Die Sozialliberalen
- Die Konservativen
- V-Partei3
- NPD
- Freie Wähler
Historische Ergebnisse bei den Wahlen am Sonntag
Bei den Europawahlen in Hamburg wurden die Grünen klar stärkste Kraft (31,2 %; +14,0). Die SPD verfehlte nach einem drastischen Einbruch die 20-Prozent-Hürde und kam laut vorläufigem amtlichem Endergebnis auf nur noch 19,8 % (-14,0). Auch die CDU verlor Stimmen und wurde drittstärkste Kraft (17,7 %; -6,9). Aus Hamburg werden weder die SPD noch die CDU einen Abgeordneten ins Europaparlament entsenden.
Die Wahlbeteiligung lag auf einem historischen Höchststand: 61,7 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich, ein höherer Anteil wurde in Hamburg nur 1979 bei den ersten Wahlen zum Europaparlament erreicht.
Die Hamburger Ergebnisse der Europawahl in einer interaktiven Karte