Bei einem Anschlag auf den UN-Sitz in Nigerias Hauptstadt Abuja sind mindestens 16 Menschen getötet worden. Radikale Islamisten bekannten sich.
Abuja/Berlin. Bei einem offenbar von radikalen Islamisten verübten Selbstmordanschlag auf den UN-Sitz in der nigerianischen Hauptstadt Abuja sind am Freitag mindestens 16 Menschen in den Tod gerissen worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Bluttat, der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan nannte sie „barbarisch, sinnlos und feige“. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram.
Die Explosion ereignete sich laut Polizei kurz vor 11.00 Uhr (Ortszeit) im Diplomatenviertel von Abuja. UN-Sprecherin Alessandra Vellucci sagte in Genf, der Anschlag habe dem Büro der Vereinten Nationen gegolten. Augenzeugen schilderten, wie der Attentäter sein Auto durch zwei Tore auf das Anwesen steuerte und unmittelbar vor dem Empfangsbereich einen Sprengsatz zündete. Dabei wurde das Gebäude teilweise zerstört.
„Ich habe Leichen herumliegen sehen“, sagte ein Mitarbeiter des Kinderhilfswerks UNICEF, Michal Ofilaje. „Viele Menschen sind tot.“ Das Rote Kreuz erklärte, es habe mindestens 16 Todesopfer und elf Verletzte gegeben. Gesundheitsminister Mohammad Ali Pate sprach von mindestens 60 Verletzten und forderte im Radio die Menschen zu Blutspenden auf.
Ban erklärte, „die genaue Anzahl von Todesopfern wissen wir noch nicht, aber sie dürfte beträchtlich sein“. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte in einem Kondolenzschreiben an den UN-Generalsekretär, Berlin verurteile den Anschlag mit aller Entschiedenheit. „Ein Anschlag auf die Vereinten Nationen ist immer auch ein Anschlag auf die internationale Staatengemeinschaft.“
Terror-Bedrohungen an mehreren Fronten
Ein Sprecher von Boko Haram bekannte sich gegenüber dem Hausa-sprachigen Programm der britischen BBC, das im muslimischen Norden Nigerias weitverbreitet ist, zu dem Anschlag. Die Boko Haram veröffentlicht häufig Stellungnahmen über diesen BBC-Dienst. Die radikalen Islamisten haben im vergangenen Jahr mehrere Bombenanschläge in Nordnigeria verübt.
Das ölreiche westafrikanische Land ist außerdem mit Terror-Bedrohungen von mehreren Fronten konfrontiert. Im vergangenen Jahr verübte eine Rebellengruppe aus dem Niger-Delta im Süden während der Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit mehrere Anschläge. Zwölf Menschen wurden getötet. Zudem gibt es Konflikte zwischen den überwiegend im Süden lebenden Christen und den im Norden die Bevölkerungsmehrheit stellenden Muslimen. Die Boko Haram will eine strenge Auslegung der islamischen Scharia in dem Land durchsetzen. „Das beginnt außer Kontrolle zu geraten“, sagte ein UN-Mitarbeiter. „Wenn sie in das UN-Gebäude gelangen können, können sie das überall sonst auch.“ (dapd)