Der Navigator des Kassenverbandes VDEK weist auch Schulnoten für die Mediziner aus. Ein Bewertungsportal für Ärzte soll es aber nicht sein.
Berlin. Ein neuer Arztlotse im Internet soll Patienten die Suche nach dem passenden Arzt erleichtern. Nach der AOK stellen ab sofort auch fünf Ersatzkassen Informationen über Ärzte den Versicherten zur Verfügung, teilte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK), Thomas Ballast mit. Der Verband kooperiert mit einem bereits bestehenden Ärzteportal der Stiftung Gesundheit, sodass der neue Arztlotse schon zum Start 240.000 Adressen zugelassener Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten enthält. Hinzu kommen rund 150.000 Bewertungen durch Patienten.
Auch der BKK-Bundesverband hat sich der Bewertungssystematik angeschlossen, sodass die Noten der Nutzer des BKK ArztFinders ebenfalls einfließen. Die Bewertung erfolgt nach dem Schulnotenprinzip. In fünf Kategorien können die Nutzer Noten verteilen sowie eine Gesamtnote. Dazu zählen Organisation und Service, Erscheinungsbild, Personal, Arzt, Weiterempfehlen.
Darüber hinaus können auch frei formulierte Bewertungen abgegeben werden. Wer neu in einer Stadt sei oder an einer neuen Erkrankung leide, könne mit dem Lotsen wesentlich leichter einen Arzt finden als bisher, sagte Verbandschef Ballast. Mehrfachbewertungen sollen vermieden werden, um Missbrauch zu verhindern. Schmähkritiken sollen aufgrund eines redaktionellen Filters nicht veröffentlicht werden. An dem Arztlotsen beteiligen sich die Techniker Krankenkasse, die Deutsche Angestellten-Krankenkasse, die KKH-Allianz, die Hanseatische Krankenkasse und die hkk-Kasse. Die Barmer Ersatzkasse, die auch zum VDEK gehört, hat sich für eine Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung/AOK für deren Arztlotsen entschieden.
Die Bundesärztekammer betrachtet Online-Bewertungsportale für Ärzte weiterhin mit Skepsis. „Wir sehen die Installation derartiger Portale durchaus kritisch“, sagte Frank Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, der Nachrichtenagentur dapd. „Wir werden sie aber auf die Dauer nicht verhindern können“, fügte Montgomery hinzu.
Die Patientenbeauftragte des Berliner Senats, Karin Stötzner, lobte die Möglichkeit zur individuellen Arzt-Beurteilung. Das habe es bisher noch nicht gegeben. Der Hausärzteverband kritisierte, der neue Arztlotse suggeriere eine medizinische Überversorgung. „Wir haben aber einen Mangel an Hausärzten“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt. Ballast wies die Kritik als nicht nachvollziehbar zurück. (epd/dpa/dapd/abendblatt.de)