Neue Wikileaks-Veröffentlichungen zeigen, dass Unschuldige und Kinder im Gefangenenlager Guantanamo festgehalten wurden.

Washington. Kinder und Unschuldige sollen im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba jahrelang festgehalten worden sein. Das geht aus neuen Veröffentlichungen des Enthüllungsportals Wikileaks hervor, die verschiedenen Medien wie dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sowie der "New York Times" und dem britischen "Daily Telegraph" am späten Sonntag zugespielt wurden. Die verbreiteten Informationen sind Teil der im vergangenen Jahr massenhaft von mehreren internationalen Medien veröffentlichten geheimen US-Militärdokumente und fassen die Situation aller seit 2002 in Guantanamo einsitzenden Häftlinge zusammen. "The Guardian" schreibt, dass sich unter den Gefangenen auch Kinder befunden haben sollen. Alte und kranke Menschen seien ebenfalls auf Kuba festgehalten worden. So sei ein 14 Jahre alter Junge nach Kuba gebracht worden, weil er "mögliche lokale Taliban-Führer" gekannt haben könnte. Ein 89 Jahre alter Mann aus Afghanistan sei wegen "verdächtiger Telefonnummern" in das Gefangenenlager nach Guantanamo gebracht worden, so "The Guardian".

Insgesamt galten nur 220 der 779 Guantanamo-Insassen als gefährliche Extremisten, wie der britische "Daily Telegraph“ unter Berufung auf die in den neuen Dokumenten zitierten US-Militäranalysten berichtete.

Etwa 380 Häftlinge wurden demnach als "Fußsoldaten“ niedrigeren Ranges eingestuft, die etwa den radikalislamischen Taliban nahestanden. Bei mindestens 150 Häftlingen jedoch handelte es sich den Dokumenten zufolge um unschuldige Afghanen und Pakistaner, darunter Bauern und Fahrer. Sie seien teilweise jahrelang aufgrund von Fehlern bei der Feststellung ihrer Identität in Guantanamo festgehalten worden oder weil sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen seien.

Die US-Regierung bezeichnete die neuerliche Veröffentlichung als "unglücklich“. In einer vom Pentagon sowie vom Außenministerium verbreiteten Erklärung hieß es, sowohl zu Zeiten der Regierung von Präsident George W. Bush sowie seines Nachfolgers Barack Obama habe der Schutz der US-Bürger "oberste Priorität“ gehabt. (abendblatt.de/afp)