Spezialkommandos sollen bereits auf Schiffen vor Tripolis stationiert sein. Der Streit um die Flugverbotszone über Libyen weitet sich aus.
Tripolis/Brüssel/Washington. Die US-Streitkräfte bereiten sich offenbar doch auf einen eventuellen Militäreinsatz in Libyen vor. Wie die „New York Times“ unter Berufung auf ungenannte Regierungsmitarbeiter berichtete, werde der Einsatz von Flugzeugen im internationalen Luftraum vorbereitet, mit denen die Funkkommunikation in Libyen gestört werden könne. Zudem seien weitere Marineverbände vor der libyschen Küste in Stellung gegangen. Dem Zeitungsbericht zufolge liegen die beiden Angriffsschiffe „Kearsarge“ und „Ponce“ in Reichweite vor Tripolis. Wie die „NYT“ weiter berichtete, befinden sich an der Bord der beiden Schiffe See-, Luft- und Landstreitkräfte des 26. Marineexpeditionskorps, die fähig sind, über Hunderte von Kilometern zu agieren. Eine Option sei demnach, Sondereinsatztruppen in Libyen einzuschleusen, um die Aufständischen zu unterstützen. Diese speziell ausgebildeten Einheiten könnten die Kampfkraft der Rebellen praktisch über Nacht verbessern, schrieb die Zeitung. Diese Taktik sei auch in Afghanistan zum Sturz der Taliban 2001 eingesetzt worden.
Schließlich sei es auch möglich, die schlecht ausgerüsteten Aufständischen mit Waffenlieferung zu unterstützen, hieß es in dem Bericht. In den USA stieg der Druck auf Präsident Barack Obama, Waffenlieferung zuzulassen. „Ich nehme an, dass eine Menge Waffen in den nächsten Wochen ihren Weg auf die eine oder andere Weise dorthin finden werden“, sagte der Vorsitzende des Außenausschusses des Senats, John Kerry. Ein direkter Militäreinsatz sei das Letzte, was gewollt sei, doch wäre die Einrichtung einer Flugverbotszone durchaus möglich, sagte Kerry weiter.
Auch der Ex-Gouverneur von Mexiko, Bill Richardson, sprach sich dafür aus, die Aufständischen „heimlich“ mit Waffen zu versorgen und eine Flugverbotszone einzurichten. Stephen Hadley, der frühere Sicherheitsberater von Obamas Vorgänger George W. Bush, drang ebenfalls auf Waffenlieferung nach Libyen. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, den Rebellen Waffen in die Hände zu geben, wenn wir ihnen Flugabwehrsysteme geben können, so dass sie selbst eine Flugverbotszone über ihrem Gebiet durchsetzen können, wäre das hilfreich“, sagte Hadley auf CNN
Gaddafis Truppen sollen nach Berichten von Augenzeugen auf dem Vormarsch auf die strategisch wichtige Ölstadt Ras Lanuf sein. Ihr Angriff löste eine Fluchtwelle unter den Einwohnern aus, während die Aufständischen Waffen in die Wüste schafften. Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, die Armee bewege sich auf der Küstenstraße langsam in Richtung Ras Lanuf zu. Ein Reuters-Korrespondent machte ähnliche Beobachtungen. Den Zeugen zufolge kreiste ein Kampfflugzeug am Himmel. Die Eroberung von Ras Lanuf 660 Kilometer östlich von Tripolis am vergangenen Freitag war ein großer Erfolg der Rebellen. Ihr Vormarsch auf Gaddafis Heimatort Sirte war jedoch am Sonntag bei Bin Dschawad im schweren Feuer der Regierungstruppen gescheitert.
Journalisten verließen am frühen Montagmorgen in Ras Lanuf das erste Hotel am Platze, weil das Personal ihre Sicherheit nicht mehr garantieren wollte. Einige Reporter kehrten später in das Haus zurück, nicht jedoch dessen Mitarbeiter. Ein Kämpfer der Rebellen mit umgehängtem Gewehr servierte Kaffee.
Mit Material von rtr/AFP/dpa