Online-Apotheken sollen ein spezielles Logo bekommen. Falsche Arzneimittel aus dem Internet können für Patienten tödlich enden.
Brüssel. Es geht vor allem um Viagra, Psychopharmaka und teure Krebsmittel: Das EU-Parlament will die Bürger besser gegen den Handel mit gefälschten Arzneimitteln vor allem über das Internet schützen. Für zertifizierte Online-Apotheken soll es in Zukunft ein spezielles Logo geben, damit die Verbraucher diese von unseriösen Anbietern unterscheiden können. Das EU-Parlament in Straßburg nahm das Gesetz am Mittwoch mit großer Mehrheit an. Die neuen Regelungen sollen spätestens ab 2016 gelten.
Jährlich werden in Europa 10,5 Milliarden Euro mit gefälschten Medikamenten umgesetzt, darunter auch Schmerzmittel, cholesterinsenkende Arzneien oder Antibiotika. Das geht aus einer Studie des US-Pharmakonzerns Pfizer von 2010 hervor. Der Anteil der Deutschen, die Medikamente dubioser Herkunft kaufen, liegt mit 38 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 21 Prozent. Gefälschte Medikamente sind teils wirkungslos, zu hoch oder zu schwach dosiert. Das kann tödlich wirken. 2009 wurden bei Zollkontrollen in Europa 11,5 Millionen illegal nachgemachte Arzneimittel sichergestellt, 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
Durch weitere Maßnahmen sollen Medikamente „fälschungssicher“ werden, beispielsweise durch Verpackungen, die mit Hologrammen gegen unbefugtes Öffnen gesichert werden. Außerdem soll durch das Scannen eines Strichcodes in den Apotheken in Zukunft genau geprüft werden, wo das Medikament herkommt, und ob es ein Originalpräparat ist. Ziel ist es, den Weg einer Arznei von der Herstellung bis zum Verkauf „minuziös“ zurückverfolgen zu können. Für Fälschungen besonders anfällig sind teure, verschreibungspflichtige Medikamente gegen weitverbreitete Krankheiten, sagte der CDU-Abgeordnete und Arzt Peter Liese aus Nordrhein-Westfalen.
Bei preisgünstigen Produkten, die frei verkäuflich sind, lohne die Fälschung kaum. Hergestellt werden gefälschte Produkte nach Angaben Lieses oft in Indien und China, „aber auch in kleinen Labors und Hinterhöfen in Europa“.