Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz unterstützt das Projekt. Die Opposition spricht von „Personenkult“ um Helmut Kohl.
Dresden/München. Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz unterstützt das geplante Denkmal für „Einheitskanzler“ Helmut Kohl in der Dresdner Innenstadt. „Helmut Kohl als Kanzler der Einheit hat einen großen Anteil an der Wiedervereinigung Deutschlands“, sagte die CDU-Politikerin der Nachrichtenagentur dapd. Mit seiner Rede in Dresden habe er den Weg für ein geeintes Deutschland gezeichnet. „Die Ehrung Kohls soll damit auch ein Teil der Gedenkkultur Dresdens sein.“
Die Stadt Dresden bereitet nach eigenen Angaben bereits einen Antrag vor, um bis zu 30.000 Euro Fördergelder aus einem entsprechenden Landesprogramm zu beantragen. Im Gespräch ist eine Gedenktafel auf dem Neumarkt. CDU und FDP im Rathaus der sächsischen Landeshauptstadt machen sich für die Ehrung von Kohl stark. Sie wollen damit an seinen Auftritt am 19. Dezember 1989 in Dresden vor der Ruine der Frauenkirche erinnern. Kohl hatte die Rede vor mehreren Zehntausend Menschen später als Schlüsselerlebnis auf dem Weg zur Einheit bezeichnet.
Die geplante „Denkmalstätte als Ort der Erinnerung“ ist umstritten. Kritik kommt unter anderem von den Grünen und der SPD. SPD-Fraktionschef Peter Lames sagte der Nachrichtenagentur dapd, seine Partei wolle nicht, dass Dresden die erste deutsche Stadt mit einem Kohl-Denkmal werde. Eine Gedenktafel, die an die Verdienste der Menschen während der Friedlichen Revolution erinnert, würde seine Partei mittragen, erklärte er. „Personenkult ist mit uns aber nicht zu machen.“ Der Finanzausschuss hatte zuletzt mit knapper Mehrheit für das Vorhaben votiert. Das letzte Wort hat Anfang März der Stadtrat.
Unterdessen hat ein Buch von Kohl-Sohn Walter für Aufregung gesorgt. Der älteste Sohn des Altkanzlers und seiner verstorbenen Frau Hannelore schreibt in seinem Buch, das der „Focus“ in Auszügen druckte: „Mein Vater hat sich inzwischen vollständig von mir losgesagt.“ Das Buch heißt „Leben oder gelebt werden“. Walter Kohl schreibt: „Auf meine direkte Frage: ,Willst du die Trennung?’, antwortete er mir knapp mit ,Ja!'“. Anlass sei ein Interview gewesen, das Walter Kohl 2008 einer Zeitschrift gegeben hatte. Bei der Hochzeit seines Vaters mit der 34 Jahre jüngeren Maike Richter 2008 war Walter Kohl nicht dabei. Sein Vater habe ihn über diesen Schritt per Telegramm informiert. Dies sei „ein Schlag“ für ihn gewesen.
Vom Tod seiner Mutter Hannelore habe er durch die Büroleiterin seines Vaters, Juliane Weber, am Telefon erfahren, schreibt Walter Kohl außerdem. In dem Buch berichtet er auch, wie er nach dem Freitod seiner Mutter 2001 selbst Suizidgedanken hegte: „Ich begann methodisch zu überlegen und zu planen.“ 2002 habe er sich entschieden, seinen Selbstmord als Badeunfall im Roten Meer zu tarnen. „Ich kaufte sogar eine neue Ausrüstung mit nagelneuen, hochwertigen, technisch einwandfreien Lungenautomaten, mit Tauchcomputer und Tarierweste, damit keinerlei Zweifel aufkommen würde, dass es ein Unfall war.“ Die Sorge um seinen eigenen Sohn habe ihn schließlich von seiner Planung abgebracht, schreibt der 1963 geborene Walter Kohl.