Die Teilnehmer verursachen fünfmal mehr CO2 als in Kopenhagen. Sogar Josef Ackermann (Deutsche Bank) ruft zu mehr Klimaschutz auf.
Cancun. Der Uno-Klimagipfel im mexikanischen Badeort Cancún ist klimaschädlicher als alle anderen zuvor. Die rund 15.000 Teilnehmer verursachen insgesamt 25.000 Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen, wie die mexikanische Konferenzpräsidentschaft mitteilte. Bei der letzten Klima-Konferenz Ende 2009 in Kopenhagen wurden nur 5000 Tonnen CO2 ausgestoßen, obwohl dreimal so viele Delegierte, Journalisten und Klima-Aktivisten teilnahmen. Der zweiwöchige Gipfel von Cancún endet am Freitag.
Das mexikanische Umweltministerium führte den überraschenden Anstieg der Emissionen auf Änderungen der Berechnungsweise zurück. So habe Mexiko beispielsweise auch die Flüge der Delegierten in die Bilanz mit einbezogen. Das Ministerium versicherte, die schädlichen Auswirkungen der Konferenz durch die Förderung von Klima-Projekten an anderer Stelle auszugleichen.
Unterdessen hat auch der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die USA zu mehr Einsatz für den Klimaschutz aufgerufen. Investitionen in saubere Energietechnik seien ein wichtiger Wachstumsmarkt, schrieb Ackermann in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. „Die USA hätten auch die Chance, in diesem Bereich führend zu sein. Sie sollten sie nicht verpassen.“ Das Geschäft mit CO2-armer Energie werde sich in den kommenden zehn Jahren verdreifachen und könnte sogar ein Volumen von rund zwei Billionen Dollar erreichen.
„Auch die Finanzbranche muss ihren Beitrag leisten. Allerdings können die Investitionen nicht allein aus den Bankbilanzen heraus finanziert werden.“ Ackermann schlug vor: „Wir können Allianzen zwischen Banken, Versicherungen und Fonds schmieden, um Investoren und Innovationen zusammenzubringen.“
Die Hilfsorganisationen zeigen sich enttäuscht über den bisherigen Verlauf und die Ergebnisse der Uno-Klimakonferenz in Mexiko. Zumindest in den letzten Verhandlungstagen sollten die Menschen in den Entwicklungsländern stärker in den Mittelpunkt rücken, verlangte Care bei einer Pressekonferenz in Cancun. Zwar gebe es etwa beim Thema Waldschutz signifikante Fortschritte zu einem Abkommen. Dies allein bringe allerdings den Entwicklungsländern, die besonders vom Klimawandel betroffen seien, gar nichts. Die Industriestaaten sollten zugleich ihren Schadstoffausstoß minimieren.
Als Beispiel nannte CARE Kenia, das immer häufiger unter Dürren, unvorhersehbaren Regenfälle und Überflutungen leide. Je länger die Industriestaaten mit einem verbindlichen Emissionsabkommen warteten, desto schlimmer werde es. Wirksamere Bewässerungssysteme und dürreresistente Getreidearten könnten den Betroffenen helfen, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Allerdings reiche das 2009 in Kopenhagen versprochene Hilfspaket von 100 Milliarden Dollar (Tageskurs 76 Milliarden Euro) nicht aus, sagte Care-Mitarbeiterin Tonya Rawe im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Cancun.
Bislang gebe es keine Ausgewogenheit zwischen dem Geld für die Anpassung an den Klimawandel und den Maßnahmen zur Emissionsreduzierung, so Rawe weiter. Fehlende finanzielle Mittel führten deshalb in Cancun zu einer „furchtbaren Situation“. Die armen Länder kämpften gegeneinander, wer der verletzlichste und bedürftigste Staat sei. „Sie gehen aufeinander los, weil sie wissen, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.“