Heiner Geißler verstand mehr als Bahnhof: Der Schlichter von Stuttgart 21 hat aber auch mit seinen Sprüchen für Heiterkeit gesorgt.
Hamburg/Stuttgart. Seine 80 Jahre sind ihm vielleicht anzusehen. Doch seine geistige Schärfe und die Brillanz in der Verhandlungsführung während der Schlichtung des Bahnhofprojektes Stuttgart 21 haben jetzt auch Millionen von Fernsehzuschauern und Internetusern noch einmal bemerkt. Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler hat bei Stuttgart 21 einen hervorragenden Job gemacht. Das meinen Befürworter und Gegner des umstrittenen Bahnhofs- und ICE-Neubaustreckenprojekts.
Doch Geißler hat auch immer wieder mit seinen nachgestreuten „Nicht, wahr?“ die positiv schrullige Art, die ihm nachgesagt wird, eindrucksvoll untermauert. Seine Sprüche während der Schlichtung sind legendär geworden. Am letzten Tag der Schlichtung sagte Geißler zum Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube: „Der Kaffee in den ICE-Zügen ist von zu verbessernder Qualität.“
Das sind weitere Sprüche Geißlers:
Zur Verständlichkeit eines Experten-Statements: „Zahnlücke ist mir klar – aber was ist eine Taktlücke?“
Zur Folie eines Experten: „Begrenzt verständlich – deshalb nehmen wir lieber die nächste Folie.“
Zu Demonstranten mit Blick auf den 1. Advent:„Es ist besser, Sie gehen in die Kirche als auf die Straße.“
Zu den Risiken der starken Neigung des geplanten Tiefbahnhofs: „Es braucht nur ein Kind ums Leben kommen, dann ist Ihr ganzer schöner Bahnhof Schall und Rauch.“
Zum selben Thema: „Alles was zum ersten Mal passiert, ist vorher für nur theoretisch gehalten worden.“
Zum Abschluss der sechsten Schlichtungsrunde: „Es geht darum, ob Technik, Ökonomie wichtiger ist als die Menschen. Die Leute haben den Eindruck, dass bei uns die Menschen nicht so wichtig sind.“
Zu den Vertretern der Bahn, denen Geißler eine Überarbeitung ihres Sicherheitskonzeptes nahe gelegt hatte:„Da brauchen Sie doch nicht beleidigt sein.“
Zur Umweltverträglichkeit von S21 und K21: „Ökologisch sind beide, das eine mehr, das andere weniger.“
Zu den Demonstrationen gegen das Bahnprojekt: „Die Rufe „Mappus weg, Mappus tot“ passen nicht in unser Klima.“
Zum Beginn der ersten Schlichtungsrunde:„Es ist mir gerade blitzartig eingefallen: Da fehlt doch jemand. Natürlich ist da auch Stefan Mappus, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Es ist mir völlig unerklärlich, wie ich ihn überspringen konnte.“
Zur Friedenspflicht während der Schlichtung: „Wer diese Friedenspflicht stört, der muss eben mit einer Rüge rechnen. Ich will's mal auf Schwäbisch sagen: Der kriegt eins auf'n Deggl.“
Zur Frage, ob er auch weiter vermittle, wenn sich eine Partei nicht mit an den Tisch setzen wolle: „Wenn die Katze ein Pferd wäre, könnte man die Bäume hochreiten.“
Zur Frage, ob es eine Kompromisslösung geben kann:„Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Das menschliche Leben besteht nicht nur aus solchen Gegensätzen. Es gibt auch Blau, Grün, Gelb.“
Zur Begründung, warum er sich als Schlichter engagiert:„Mir liegt am Herzen, dass in der Welt nicht der Eindruck entsteht, dass es bei uns so zugeht wie in der Hafenstraße in Hamburg oder in Kreuzberg in Berlin.“
Im Magazin „Focus“ zu den Erwartungen an ihn vor dem Schlichterspruch: „Ich bin nicht der Heilige Geist und als Tröster geeignet. Durch die Versachlichung der Thematik müssten beide Seiten klar sehen, dass es nicht möglich ist, S 21 mit dem neuen Tiefbahnhof und K 21 mit der Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofes auf einen Nenner zu bringen.“