Fälschungssichere Ausweise, nicht löschbare Tinte: Haiti rüstet sich für die Wahlen und gegen die befürchteten Manipulationen.
Port-au-Prince. Die Gewalt auf den Straßen nimmt zu. Die Cholera forderte über 250 Todesopfer, Tausende sind infiziert. Und die Bevölkerung schwankt zwischen Angst und Wut. Unter diesen Vorzeichen wählen die Haitianer am Sonntag ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten. Trotz großer organisatorischer Schwierigkeiten hielt die provisorische Wahlbehörde an dem Termin fest. Wahlleiter Pierre Louis Opont rief die mehr als 4,5 Millionen Stimmberechtigten zu friedlichem Verhalten auf. Die Behörde zeigte sich aber beunruhigt über eine „Verschlechterung der Situation“. Anfang der Woche waren zwei Menschen bei Tumulten im Wahlkampf getötet worden. Zudem kam es zu mehreren Angriffen auf Wahllokale.
Es sind die ersten Wahlen in Haiti seit dem Erdbeben vom Januar, durch das 230.000 Menschen starben. Das Land leidet noch immer unter den Folgen. Auf den Wählerlisten dürften Tausende Tote stehen, was Gerüchte über Manipulationen schürte. Um die Nachfolge von Präsident René Préval, der laut Verfassung nicht wieder kandidieren kann, bewerben sich 19 Männer und Frauen. Favoritin ist die Mitte-Links-Politikerin Mirlande Manigat. An zweiter Stelle folgt der Regierungskandidat Jude Célestin. Die weiteren Kandidaten gelten als chancenlos. Wahrscheinlich erreicht kein Bewerber auf Anhieb 50 Prozent der Stimmen, sodass es am 16. Januar zu einer Stichwahl kommt.
Manigat kündigte an, bei einem Wahlsieg zuerst Lösungen für die Hunderttausenden von Obdachlosen zu suchen, die seit dem Erdbeben in Camps leben. Die Menschen in den Lagern sind besonders von der Cholera bedroht. Bisher starben an der Durchfallkrankheit rund 1500 Menschen. Nachgeholt wird am Sonntag auch die Parlamentswahl, die nach dem Erdbeben verschoben worden war. Dabei werden alle 99 Sitze des Abgeordnetenhauses und elf der 33 Senatsmandate neu besetzt.
Eine Verschiebung der Wahlen lehnte auch die internationale Gemeinschaft ab, die Haiti nach dem Erdbeben zehn Milliarden US-Dollar Aufbauhilfe zugesagt hat. Edmond Mulet, Chef der Uno-Friedensmission in Haiti, erklärte, Wahlen seien die Voraussetzung für einen Wiederaufbau des Karibikstaats.
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verschiffte 24.000 Wahlurnen und Wahlkabinen nach Haiti. In New York ließ sie fälschungssichere Wählerausweise drucken. Die OAS führte auch Sicherheitsmaßnahmen ein. So müssen die Bürger mit einer speziellen, nicht löschbaren Tinte ihre Kreuze machen. Die Uno-Friedensmission wird die Wahlurnen in den 11.181 Wahllokalen bewachen. Lut Fabert, Leiterin der EU-Delegation in Haiti, gibt sich optimistisch. „Demokratische Wahlen sind unter den gegebenen Bedingungen zwar schwer, aber machbar.“